Navigation leichtgemacht:
Unterwegs mit "Galileo" und OSM ...
Vor gut 10 Jahren war die GPS-Navigation noch ein Thema für Spezialisten.
Geräte wie das Garmin 12 XL konnten Tracks und Wegepunkte aufzeichnen, Folgemodelle wie Garmin 60 verfügten bereits über Karten mit Routennavigation und die Reise in ferne Länder wurde schon deutlich einfacher. Jedoch mussten diese Karten teuer erworben werden und die Kartenfreischaltung konnte bei einem PC-Wechsel zu einer Odyssee durch den Garmin-Support ausarten ...
Manch Fernreisender träumte von einem fest eingebauten Navigationsrechner in seinem Reisemobil, wie z.B. dem Panasonic Toughbook, welches angeblich auch einen Sturz aus einem Meter Höhe überleben soll ...
Im Rahmen der Vorbereitungen für unsere Reise in den Iran stellte sich auch für uns die Frage der geeigneten Navigationsmittel. Unsere Anforderungen waren einfach:
- Navigation mit aktuellen Straßenkarten
- Keine Nutzung von Mobilfunk, somit im Offline-Modus
- Eingabe und Speichern von Wegepunkten
- Aufzeichnen von Tracks
- Einfache Bedienung
Landkarten für den Iran sind nur im Maßstab 1:800.000 zu erwerben und digitale Karten für Garmin gibt es nicht oder nur mit Auflösungen, die allenfalls die Fernstraßen aufzeigen.
Gleichzeitig haben sich die Rechnerleistungen von z.B. iPhone und iPad enorm weiterentwickelt und meistens haben die Geräte sogar einen GPS-Empfänger gleich mit eingebaut (beim iPad daran erkennbar, dass ein Slot für die SIM-Karte vorhanden ist).
Warum also nicht solche Geräte für die Navigation nutzen? Der große Vorteil ist, dass diese Geräte weitgehend vor Staub und Erschütterungen geschützt sind, da bewegliche Komponenten wie Festplatten entfallen und auch keine Tastaturen im herkömmlichen Sinne vorhanden sind.
Sucht man in der unendlichen Weite der Apple-Apps unter dem Stichwort "Offline Navigation", so findet man auch das Programm "Galileo".
Zusammengefasst:
Mit der "Galileo Pro" Version (5 EUR, Stand August ´15) sind wir stressfrei, komfortabel und sicher durch den gesamten Iran gereist. Mit den OSM-Karten im Offline-Modus sind selbst die kleinsten Suq-Gassen, Pisten im Niemandsland und auch eine Vielzahl von PoI (Points of Interest) verfügbar. Die Genauigkeit ist faszinierend und die Abweichungen zu Google Maps sind gering. Wir können dieses Programm nach 7 Wochen Praxistest im Iran uneingeschränkt weiter empfehlen.
Es gibt natürlich auch in der Androidwelt entsprechende Programme, die wir aber nicht benutzt haben und somit auch nicht beurteilen können.
Im Einzelnen:
Zum Spielen gibt es eine kostenfreie Basisversion, die Pro-Version ermöglicht u.a. eine Verwaltung von Tracks und Wegpunkten.
Das wichtigste ist der kostenfreie Download von OSM Vektor-Karten: OSM steht für OpenStreetMap und ist ein im Jahr 2004 gegründetes Projekt zur Erstellung einer freien Weltkarte. Die Auswahlliste der Länder ist beindruckend, selbst Ziele wie die Mongolei, Myanmar oder auch Nordkorea fehlen nicht ...
Alle wichtigen Navigationsfunktionen wie Eingabe von Wegpunkten,
Aufzeichnen von Tracks, Suchen, Messen von Entfernungen etc. funktionieren
reibungslos und ohne Performanceprobleme, selbst bei Nutzung eines alten
iPhone 4s.
Die Bildschirmgröße ist ausreichend, mit zwei Fingern
kann die Karte schnell gezoomt/verschoben werden. Wer es größer haben
will, kann die App auch auf einem iPad installieren.
Für den Dauerbetrieb im Fahrzeug sollte ein USB-Anschluss zur Stromversorgung vorhanden sein, da die Geräte im Dauerbetrieb innerhalb von wenigen Stunden die Batteriekapazität aufbrauchen.
Der Datenaustausch (Tracks, Wegpunkte) mit anderen Anwendungen wie QuoVadis erfolgt über Mail / Dropbox. Wir haben aber darauf verzichtet, da wir auf iPhone und iPad keine Mailprogramme installiert haben.
Da es ein gutes Online-Handbuch gibt, habe ich nur die wichtigsten Punkte und Features angesprochen, die für uns auf unserer Reise notwendig waren. Zur Veranschaulichung noch einige Screenshots der Anwendung Galileo:
Zentrum Tabriz | Track mit Entfernungsmessung |
Zentrum Isfahan |
Unser altes Garmin 60 lief nur noch zur Trackaufzeichnung und als Backup mit. Wir hatten auf diesem Gerät mittels QuoVadis auch alle relevanten Wegepunkte und Tracks gespeichert, die wir im Rahmen der Reisevorbereitungen ausgearbeitet hatten. In der Praxis haben wir diese dann aber nur selten benötigt.
Reisevorbereitung mit QuoVadis und Google Maps
Im Rahmen der Reiseplanung haben wir auf das bewährte Programm QuoVadis gesetzt: Leider läuft dieses Programm nur in der Windowswelt; als MacUser ist man somit auf eine Windows-Emulation angewiesen, die aber ohne Probleme funktioniert.
Vorauszuschicken ist, dass dieses Programm nicht einfach zu bedienen ist und stetige Praxis erfordert. Dafür bietet es dem erfahrenen Anwender sehr viele Möglichkeiten zur Organisation und Administration von Tracks und Wegpunkten sowie die Einbindung von Onlinekarten (wie Google Maps). Auch bietet es die Nutzung von Overlaytechnik, bei der mehrere Karten transparent übereinander gelegt werden können.
Sehenswürdigkeiten können mit Google gesucht werden, mit Google Maps und verlinkten Photos überprüft werden. Diese Koordinaten können leicht in QuoVadis übernommen und mit zusätzlichen Informationen angereichert werden. So haben wir manchen Track z.B. im Elburz-Gebirge oder in Wüstengegenden gefunden, der in Reiseführern nur sehr unverbindlich beschrieben wurde und dann weiter auf einheimische Führer verwies.
QuoVadis gibt es in einer 30 Tage Testversion, danach sind nur noch einzelne Basisfunktionen kostenfrei nutzbar. Die Lizenz kostet aktuell 150 EUR (Stand August ´15), allerdings ohne jeglichen Karten. Dieser Betrag lohnt sich dennoch, wenn man die Möglichkeit nutzt, Online-Karten offline zu nutzen.
Google Karten Offline
Eine Vielzahl von Online-Karten können in QuoVadis eingebunden werden. Wir hatten uns für die Karten von Google entschieden. Von uns als Backup / Ergänzung zu den OSM-Karten gedacht, können diese Karten auch offline genutzt werden. Sie werden dann über QuoVadis aufgerufen und stehen so z.B. auf dem Laptop zur Verfügung; eine Nutzung mittels Galileo ist dabei allerdings nicht möglich.
Das Erstellen der Offline-Karten geht folgendermaßen: Der Anwender wählt einen Track oder eine Sammlung von Wegpunkten aus und kann für diese dann gemäß Anleitung eine Online-Karte in gewünschter Auflösung laden. Es können in einem Schwung bis zu 1000 Kacheln geladen und auf der Festplatte gespeichert werden. Dies ist eine einfache Methode, verschiedenste Karten später offline zur Verfügung zu haben.
Wir hatten beispielsweise von geplanten Tracks Satellitenkarten geladen und konnten somit dann vor Ort für uns geeignete Übernachtungsplätze suchen, die fernab der Zivilisation waren.
Wer tiefer in diese Thematik eintauchen möchte, der kann sich das Benutzerhandbuch von QuoVadis zum Stöbern und Entdecken laden ...
© 2015 Hans-Jörg Wiebe
- Weitere Beiträge von Hans-Jörg finden sich in unserer Autorenübersicht!
Anm. der Red.: Und wie sieht´s aus in der Windows-Welt ..?
Etwas abgenabelt von der Smarthone-Navigation erscheint mittlerweile der User von Windows Phone oder Tablet: Von einem "Galileo"-Einsatz wie von Hans-Jörg Wiebe dargestellt kann er nur träumen, auch wenn er ein paar Alternativen hat für eine Offline-Navigation mittels Phone oder Tablet ohne OSM-Karten.
Wir haben auf einem Windows 8.1 Phone die App CoPilot getestet: Durchaus zufriedenstellend und auch kostenlos die DACH-Version (Deutschland, Österreich, Schweiz). Wer mehr Regionen will, muss dafür auch zahlen, z.B. für Europa rund 31,- EUR (Stand August ´15). Für Windows Tablets kann diese App im Store nicht heruntergeladen werden.
Sowohl für Windows Phones als auch Tablets ist die App HERE Maps verfügbar, deren Karten (bei Windows 8.1, bei Windows 10 soll alles besser werden ...) allerdings nur mit Registry-Fummeleien auf SD-Karten gespeichert werden können, worauf wir dankend verzichten. Dies umso mehr nach Lektüre vorhandener Bewertungen diverser Nutzer ...
Womit der User letztlich all diese kostenlosen Programme zahlt, muss er natürlich selbst herausfinden und schließlich auch akzeptieren: In den meisten Fällen zahlt er bei kostenlosen Apps wie heutzutage üblich mit seinen Daten, die er mehr oder weniger umfassend bereitstellen muss ...
Als Ergänzung zu den oben genannten Apps sind natürlich auch hier
Anwendungen wie das im Beitrag erwähnte QuoVadis ebenso möglich. Bei
uns allerdings erfolgt die Reisevorbereitung soweit möglich oft mit
BaseCamp bzw. MapSource für die Garmin-Welt, die dann nach wie vor Ausgangspunkt
ist für die Erstellung von Waypoints und
Routen, die sich bei Bedarf
später auch auf andere Geräte verteilen lassen.