Tourvorbereitung: Baltikum digital?


Es ist Spätfrühling 2004. Es gilt Baltikum 2004 als Reiseziel vorzubereiten ...

Die übliche Frage zuerst: Welche Karten ..?

Die übliche Frage: Welche Karte ..?So sehr wir auch suchen: Digitale Karten für OZIExplorer, Fugawi, TTQV und ähnliche sind nicht zu bekommen. Deshalb greifen wir zurück auf die guten alten gescannten ICAO-Karten (aus der Fliegerei) im Maßstab 1:500.000, die als TPC Europa verfügbar sind.

Das Ganze wird ergänzt mit Papierkarten "RVO Estland 1:300.000", "RVO Lettland 1:300.000" und "ADAC-Karte Baltikum 1:550.000".

Ein kurzer Vergleich der Papierkarten mit den digitalen Karten macht es sichtbar: Die TPC-Karten sind veraltet. Es fehlen neu angelegte Straßen und auch die Ortsnamen weichen von den derzeitig gebräuchlichen ab. Aber: Dort, wo alte Straßen ausgebaut wurden und auch weiter benutzt werden, stimmen TPC und Papierkarte recht gut überein! Wir haben die Papierkarten nicht gescannt, sondern stets auf der TPC die entsprechenden Passagen identifiziert.

Während der Reise stellen wir fest: Die RVO-Karten sind als schlecht zu beurteilen. Der Straßenverlauf in der Karte weicht vom tatsächlichen ab und es fehlen viele Nebenstraßen. Die Kennzeichnung, ob die Straße asphaltiert oder geschottert ist, erweist sich als unzuverlässig. Die ADAC-Karte dagegen kann durchaus verwendet werden.

In Estland (Eesti) und Lettland (Latvija) schließlich kaufen wir Karten 1:500.000 (siehe www.kartes.lv). Diese Karten bekommt man in großen Supermärkten und an Tankstellen. Es empfiehlt sich nicht, die Karten bereits auf der Fähre zu kaufen, da kosten sie nämlich 14,50 EUR anstatt rund 3,00 EUR im Land.

Richtige Karte hilfreich ...In Litauen ist es schwierig, eine Karte zu bekommen, denn die Tankstellen haben keine und auf ausreichend große Supermärkte stoßen wir anfangs nicht. Die Karte "Lietuva 1:400.000" (siehe www.briedis.lt, "Lietuvos kelių žemėlapis") bekommen wir erst am Campingplatz in Trakei.

Alle Karten, die wir vor Ort kaufen, sind gut. Vor allem trifft die Bezeichnung Asphalt und Schotter zu, was für die Schätzung der Dauer einer Etappe doch recht wichtig ist. Wir fahren dann allerdings einige Asphaltstraßen, wo wir uns gewünscht hätten, sie wären aus Schotter, denn die Schlaglöcher sind in Hinblick auf Dichte, Größe und Tiefe phänomenal!

Im Herbst 2004 schließlich berichtet uns Kurt Gradolph - einer unserer Autoren - von den Reisevorbereitungen seiner Baltikumtour. Er empfiehlt die "unkaputtbaren" Karten des World Mapping Projects. Zusätzlich hat er seine Papierkarten bei Touratech scannen lassen und ist mit dem Ergebnis sehr zufrieden.

Campingplätze bekannt?

Auf unserer Suche im Internet nach Waypoints sind wir wenig erfolgreich: Es gibt immer wieder vereinzelte Punkte - mal ist es ein Campingplatz, mal ein Supermarkt oder es sind ganze Sammlungen, wie z.B. alle Bahnhöfe in Estland, aber sie helfen leider nicht wirklich.

Aber unsere Stopps an Campingplätzen wollen gut vorbereitet sein:

Der ADAC-Campingführer enthält einige wenige Campingplätze. In der ADAC-Karte sind Campingplätze eingezeichnet. Nur zeigt sich dann während der Tour: Dort sind oft keine Campingplätze. Vorhandene Campingplätze fehlen dagegen in der ADAC-Karte. ADAC-Karte und ADAC-Campingführer weichen ebenfalls von einander ab. Mit einem Wort: Insgesamt wenig brauchbare Informationen.

Campingplätze wollen gefunden werden ...Im Internet gibt es Listen von Campingplätzen, so z.B. bei www.gobaltic.de. Das Problem hierbei ist jedoch, dass auch diese Adressen wenig hilfreich sind: Festzustellen, wo der Campingplatz letztendlich genau liegt, ist nämlich Detektivarbeit. Mit den "Geonames" von Fugawi kann man zwar in etwa die grobe Lage ermitteln. Hat der Campingplatz eine Webseite, so ist sie häufig in Estnisch, Lettisch oder Litauisch verfasst. Das hilft dann wenig, wenn man diese Sprachen nicht versteht. Ebenso fehlen bei Webseiten in englischer Sprache oft Beschreibungen zur Anfahrt oder auch Lageskizzen.

Unterwegs stellen wir fest: Die Telefonnummern sind hilfreich, wenn man wenigstens Russisch spricht und die Wegbeschreibungen verstehen kann. Englisch ist zu wenig verbreitet, um wirklich hilfreich zu sein.

In Estland gibt es eher weniger Campingplätze als in den Karten eingezeichnet sind oder auf Listen veröffentlicht werden. Oft wissen Anwohner, die nahe (z.B. 5 - 10 km) bei einem Campingplatz leben, nichts von dessen Existenz. Aber die Leute geben sich immerhin alle Mühe, wenn man sie fragt.

In Lettland gibt es eher mehr Campingplätze als in Karten eingezeichnet sind oder auf Listen veröffentlicht werden.

In Litauen gibt es sehr viel mehr Campingplätze, als in Karten eingezeichnet sind oder auf Listen veröffentlicht werden. Vor allem in Naturparks gibt es wunderschöne Anlagen. Obwohl die Litauer als "Camping verrückt" gelten, kann es in ländlichen Regionen allerdings passieren, dass Leute nicht wissen, was "Camping" ist.

Laut Auswärtigem Amt wird davor gewarnt, wild zu campen. Wir können das allerdings nicht ganz nachvollziehen: Es hängt wohl von der Region ab. Bei uns käme ja auch niemand auf die Idee, in München Hasenbergl zu campieren. Auf Parkplätzen am Straßenrand würden wir das Campieren ebenfalls nicht empfehlen, aber es gibt so viele Wälder und kleine Nebenstraßen, dass man eigentlich immer ein verschwiegenes Plätzchen finden kann.

Fazit:

Die Tourvorbereitung ist zwar etwas mühsamer als zum Beispiel für Island, wo man durch das digitale Kartenmaterial, Waypointverzeichnisse und detaillierte Campingplatzlisten verwöhnt ist. Aber die Vorbereitung ist dennoch mit vertretbarem Aufwand möglich ...


© 2005 S. Zerlauth