Zu den Höhlen ...

Wir brechen auf in die Region Chinon zu Béatrice et Pascal Lambert in Cravant les Coteaux. 1987 wurde die Domaine gegründet, seit 20 Jahren werden hier Bioweine produziert, seit 2005 sogar biodynamisch. Als Besonderheit werden hier auch rote/orange Amphorenweine gekeltert. Die Amphoren kommen aus der Toscana und aus Deutschland.

Man konzentriert sich auf zwei Rebsorten: Cabernet Franc für Rotweine, Chenin Blanc für Weißweine.

Wir werden vom Chef Pascal Lambert herzlich begrüßt und anschließend von einem seiner Mitarbeiter zu den Weinbergen geführt, der uns erklärt, wie die Domaine biodynamisch bewirtschaftet wird. Da man schlecht erkennen kann, wie viel verschiedenes  Gestein sich in der Erde verbirgt, hat man einen Haufen der unterschiedlichen Steine aufgehäuft. Das dürfte auch so manchen Hobbygeologen erfreuen ...

Pascal Lambert heißt uns wilkommen ... Bunte Steine in den Weinbergen ...
Weinproduktion in vollem Gange ... Was wurde hier verkostet?

Nach der Verkostung müssen wir noch einen Blick auf Chinon mit seinem Schloss werfen, das eher wie eine Burg wirkt. Seit der Steinzeit siedeln hier Menschen und seit dem 5. Jhdt. existiert ein Festungsbau, der immer wieder neu gestaltet wurde. Das verwundert wenig, denn der Ort hoch über der dem Fluss Vienne wirkt ideal für die Kontrolle der Region. Weniger schön ist das nahegelegene Atomkraftwerk Chinon, das wir aus unserer schönen Weintraumwelt heute verbannen ...

Wir haben in den Domainen immer wieder gesehen, dass die Höhlen ideal sind für die Lagerung von Wein. Nun zeigt uns Gerhild aber für unseren Mittagsimbiss eine andere Nutzung: Eine Champignonnière, Pilzzucht in den Höhlen.

Die Champignonnière Saut aux Loups (Wolfssprung) züchtet hier allerlei Sorten Champignons, Shitake und Austernseitlinge. Man kann durch  die riesigen Höhlen gehen, den Pilzen beim Wachsen zuschauen und im Laden gefüllte Riesenchampignons bestellen, die im offenen Feuer  geröstet und danach im angeschlossenen Bistro serviert werden. Dazu noch ein Fläschchen Loups Blancs 2015 der Domaine Nerleux, was für eine geniale Idee für eine Mittagspause!

Chinon ... Champignonniere ...
... gefüllte Pilze vom Rost ... Hier fühlen sich die Pilze wohl ...

Wir setzen unsere Weinreise fort in die Region Saumur zur Domaine des Roches Neuves von Thierry Germain - Spross einer Winzerfamilie, der im Alter von 23 Jahren im Jahr 1993 aus dem Bordeaux hierher zog. Er gilt als einer der besten Winzer der Loire, auch er produziert nach biodynamischen Verfahren. Für die einzelnen Parzellen ist jeweils ein Mitarbeiter seines Teams verantwortlich, der die Parzelle in- und auswendig kennt und ihr alle seine Arbeitskraft und Zuneigung widmen kann. Teilweise sind die Rebstöcke über 100 Jahre alt.

Die Weine werden unterschiedlich vergoren, in Betontanks, Holzfässern oder Amphoren. Edelstahltanks sucht man vergeblich. Auch diese Domaine benutzt als Weinkeller verwinkelte Höhlen. Das Besondere an dieser Verkostung ist, dass wir ausschließlich Rotweine probieren ...

Bei der Domaine des Roches Neuves ... Fäser in verwinkelten Höhlen ...
Betongätanks und Amphoren ... Was wurde hier verkostet?

Als Abschluss der Winzerbesuche gibt es das Kontrastprogramm: Haben wir uns bei dieser Weinreise auf Bioweine kleinerer, erlesener Winzer konzentriert, geht es nun zu Bouvet Ladubay. Während die bisher besuchten Winzer eine Jahresproduktion von einigen 10.000 Flaschen haben, werden hier 6,5 Millionen Flaschen in alle Welt exportiert. Die Domaine gilt als einer der größten Schaumweinproduzenten der Loire.

Seit Mitte des 19. Jhdts. besteht das Sektgut. 1908 gab es zur Sektkellerei ein Schloss für den Firmeninhaber, eine Arbeitersiedlung, eine Krankenstation, einen Hafen, ein Elektrizitätswerk und sogar ein Theater. Der Betrieb überlebte die schwere Krise nach dem Ersten Weltkrieg und wurde anschließend von der Familie Monmousseau erworben. Ab 1946 wurde die Produktion wieder weiter ausgebaut und im Jahr 1974 erwarb Taittinger die Domaine, dann wurde sie an einen Inder verkauft und 2015 schließlich konnte die Familie Monmousseau den Betrieb zurückkaufen. Die Familie ist recht umtriebig, neben der Sektkellerei betreibt sie noch ein Museum sowie ein Theater und veranstaltet Literaturfestivals.

Bei Bouvet Ladubay mit all seinen Auszeichnungen ... Alte Büros und ein Etikettenarchiv ...
Auf die Räder, fertig, los!

Auch wenn die Cremants zahlreiche Preise gewonnen haben und zur Zeit in der Schickeria sehr IN sind, haben sie uns nicht überzeugt. Für den Massengeschmack, manchmal sogar mit schwefeliger Note, sind wir scheinbar zu verwöhnt ...

Aber man muss auch wissen, wie Massenproduktion schmeckt. So ein riesiger Produzent benötigt auch große Weinkeller und über die verfügt die Kellerei. Acht Kilometer Höhlen wurden  einst genutzt für die Lagerung der Cremants, heute erfolgt sie in modernen Hallen.

Und so kann man hier heutzutage Fahrräder mieten und durch die Höhlen radeln, was Gerhild für uns organisiert hat. Nun, eine Promillegrenze müssen wir nicht beachten, aber man sollte sich schon konzentrieren können, denn schnell verfährt man sich in den Gängen, was uns natürlich passiert. Von überall rufen Teilnehmer, was aber aufgrund der Akustik mit Echos eher zur Verwirrung als zur Orientierung dient. Nach einiger Zeit finden aber alle wieder den Weg nach draußen, was für ein Spaß!

Schloss Saumur ... Die Kathedrale von Tours

Spaß macht ebenfalls der Rundgang durch die alten Büros mit dem riesigen Archiv von Flaschenetiketten, so etwas haben wir noch nie gesehen.

Auf der Rückfahrt gönnen wir uns noch einen Blick auf das Schloss Saumur, in Tours haben wir noch Zeit zur Kathedrale St. Gatien zu gehen, ein ähnlich eindrucksvoller Gotikbau wie in Orleans.

Zum Abschluss gibt es noch ein Dinner im Restaurant Les Hautes Roches, dessen zugehöriges Hotel in die Felsen gebaut ist. Was für ein stilvoller Ausklang ..!


© 2020 Sixta Zerlauth