Bioweine der Loire
Wir machen uns auf zum Château de Bois Brinçon, das in fünfter Generation von den Winzern Géraldine und Xavier Cailleau geführt wird. Das Weingut gehört zu den ältesten der Region Anjou und der Weinanbau lässt sich bis 1219 zurückverfolgen.
Im Jahr 1891 erwarb die Familie Cailleau das Weingut. Bis in die 1950er Jahre gingen die Geschäfte gut. Aber es folgten sechs schwere Winter und man beschloss Apfelbäume anzubauen und verkaufte die Trauben an die Kooperative. 1990 hatte Château de Bois Brinçon mehr Anbaufläche für Äpfel als für Trauben. Doch dann begann aber der Umbruch: Nach und nach wurde wieder eigener Wein produziert, die Böden entgiftet. Nun wird der Wein biodynamisch produziert, alle Arbeitsschritte erfolgen manuell. Dazu werden Kräuter angebaut für die Behandlung der Rebstöcke, Highland Cattles wegen ihres Dungs gehalten, pflanzlicher Abfall kompostiert für die Düngung.
Für Besucher besteht die Möglichkeit, im Chateau zu übernachten ...
Nach einem Gang zu den Weinstöcken zieht es uns in den Degustationsraum, wo sieben Weine auf uns warten, um schmecken zu können, was bei all dem Aufwand hier angeboten wird. Da die einzelnen Parzellen sehr unterschiedliche Böden haben und sich deshalb die Reben stark unterscheiden, hat man sich entschlossen, die Weine getrennt nach Parzellen zu keltern und so zu zeigen, wie unterschiedlich sich gleiche Rebsorten entwickeln, die zwar nah beieinander wachsen, aber unterschiedlichste Böden haben.
Es ist schon Mittag und deshalb fahren wir weiter zu einem kleinen Lokal direkt mit Blick auf das Château Brissac. Seit 1502 wird es immer noch von der gleichen Adelsfamilie bewohnt. Es gilt mit seinen monumentalen Fassaden als das höchste Schloss Frankreichs inmitten eines weitläufigen englischen Gartens/Parks. Leider hat das Schloss geschlossen und so können wir uns auf die köstlichen regionalen Speisen konzentrieren, natürlich begleitet von Weinen der Loire.
Derart gestärkt geht es weiter zur Domaine Pierre Chauvin: Auch hier handelt es sich um einen Traditionsbetrieb. Seit fünf Generationen baut die Familie Chauvin hier Wein an, mittlerweile seit 2008 ebenfalls zertifizierte Bioweine.
Wir besuchen zuerst einen der Weinberge, in dem uns Winzer Pierre Chauvin erläutert, worauf er bei der Kultivierung achtet. Die Weinstöcke sind abgeerntet, aber an den restlichen Weintrauben kann man probieren, wie das Ausgangsmaterial für die Weine schmeckt.
Neben Stahltanks werden in dieser Domaine auch Betontanks zur Vergärung von Wein eingesetzt: Diese Tanks stehen sowohl vor dem Haus im Freien als auch in der Kellerei. Die Trauben werden hier so natürlich wie möglich vergoren, ohne Zusatz von Hefen oder gar Zucker.
Es werden Schaumweine, Rosés, Weiß- und Rot- sowie Süßweine produziert. Und wieder warten sieben Weine auf die Verkostung ...
Nach so vielen Eindrücken geht es weiter nach Tours: Bereits von weitem erkennt man die im Dunst von der Abendsonne beleuchtete gotische Kathedrale, deren Anfänge bis ins 4 Jhdt. zurückreichen. Für einen Stadtrundgang ist es schon zu spät, also beziehen wir unsere Luxuszimmer im Hotel Château Beaulieu (wo anders als in einem Château kann man an der Loire übernachten ..? ).
Das Zimmer ist riesig: Alles ist mit antiken Möbeln eingerichtet, der Kleiderschrank ist begehbar, ein kleiner Schreibtisch lädt ein zum Schreiben eines Reiseberichts und in den Ohrensesseln kann man Kaffee frisch aus der Maschine genießen.
Zum Abendessen haben wir es nicht weit, denn im Hotel-Restaurant ist für uns bereits eingedeckt ...
Das mehrgängige Menü und die auch hier hervorragenden Weine sorgen für
ausreichend Bettschwere, wir müssen uns erholen für den nächsten Tag
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© 2020 Sixta Zerlauth