Verlassene Residenzen (1):

Die Verpackungskünstler der italienischen Adria ...


Wohin im Herbst, wenn es im Norden schon früh dunkel wird und vielleicht auch schon unwirtlich ist?

Nun, warum nicht an die italienische Adria - dort kann man auch im Herbst noch bei angenehmen Temperaturen das Jahr ausklingen lassen, selbst wenn melancholische Gemüter hier vielleicht leiden mögen: Die Herbstsonne Ende September / Anfang Oktober blinzelt zwar oft noch so intensiv durch die Pinienhaine, dass der Schweißausbruch garantiert ist, aber dennoch kann man deutlich erkennen, dass sich selbst hier an einem so idyllischen Ort das Jahr gegen Ende neigt ...

So geschehen auf einer Herbstreise des Explorer Teams, die gegen Ende 2006 an die italienische und slowenische Adria führte - hier wie dort waren die Zeichen vom Ende der Saison unübersehbar.

Eigener Strand: "Zonengrenzbeschilderung" ..? Extrem abwechslungsreiches Gelände ... ... und eine Reise in die Platzvergangenheit ...

Als einer der schönsten Campingplätze, den wir auf unseren Reisen kennen gelernt haben, erwies sich um diese Jahreszeit das "Camping Village" Belvedere Pineta (N45°43.58' E013°23.98') nordöstlich von Triest. Auch wenn man nur mit Schaudern daran denken mag, wie es hier wohl in der Hochsaison aussehen mag, hielt dieser Platz als "Lumpensammler" im Gegensatz zu dem weiter südlichen bei Grado auch tatsächlich das, was er im Internet versprach: Er war bis zum 30.09.06 geöffnet.

So bot sich also die Möglichkeit, den Wintervorbereitungen der Dauercamper zuschauen zu können, die sich während der letzten Tage als echte und eifrige Verpackungskünstler erwiesen.

Wintervorbereitungen ...Es galt, die vielen Wohnwagen und Stellplätze "winterfest" zu machen - etwas, das den nördlicheren Europäer zunächst einmal mehr als erstaunt: Was erwarten die Leute eigentlich hier an einer Stelle, wo man um diese Jahreszeit noch deutlich über 25° haben kann und wo der Begriff "Winter" im Gegensatz zu unseren Breitengraden doch wohl kaum Ernst gemeint sein kann?

Aber dennoch, auf dem ungeheuer weitläufigen und abwechslungsreichen Gelände dieses Platzes mit viel Vergangenheit und eigenem Strand war etliches bereits eingepackt. Andere Dauercamper arbeiteten noch daran, mit einer ungeahnten Zahl von Schnüren und Planen ihre Residenz für die nächste Saison vorzubereiten. Und dass hier wohl weniger große Schneeberge als vielmehr heftiger Wind erwartet wurde, erzählte man dann schließlich an der Rezeption des Platzes.

Auch wenn es sich nicht um das engere Gebiet der "Bora" handelt, des trockenen, kalten und böigen Fallwinds der südlicheren Adriaküste, so bereitet man sich offensichtlich auch hier in der nördlicheren Nachbarschaft dieses Gebietes auf solche Winde vom Bora-Typ vor, die sich mit ihrer Häufigkeit und hohen Durchschnittsgeschwindigkeiten mehr als Respekt verschaffen können.

Und so packen sie dann ein, die Campingkünstler, und hoffen, dass ihre verlassenen Residenzen bis zur nächsten Saison alles gut überstehen. Die Gefühle der Melancholie, die den fremden Betrachter dabei überfallen, werden sie wenig stören ...

Fortsetzung: Verlassene Residenzen (2) - Die Tarpkünstler von Slowenien


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© Text/Bilder 2006 J. de Haas