Drahtgestell auf schmalen Reifen
von Karsten Franke
Zumeist findet man an dieser Stelle immer eine "schwere Kiste", mit der man den ganzen Erdball unsicher machen kann. Doch diesmal haben wir uns zur Abwechslung mal ein leichtes Drahtgestell vorgenommen, mit dem sich zumindest ein schmaler Waldweg erkunden lässt: ein "City Bike" vom Hersteller Bavaria.
"Expeditionen" wurden bisher durchs wilde Süddeutschland, durch Österreich und in die noch nähere Umgebung gemacht - auch ein Fahrrad will gefordert sein. Selbst wenn der Horizont des Gefährts (derzeit noch) nicht sehr viel weiter reicht, kann man auch in der näheren Umgebung ausführlich testen, wie lange es dauert, bis z.B. die erste Felge den Geist aufgibt ...
Aber zurück zu meinem Rad: Der Kilometerzähler steht bei unserem Bild nur noch wenig vor 10.000 Kilometer, ernsthafte Probleme hat es aber dennoch bisher nicht gegeben. Als Schwachpunkt erwiesen sich bereits nach einigen Kilometern die Streben, die Schutzblech und Rahmen verbinden - bei längerer Fahrt auf holpriger Piste zerbrachen die Mistteile einfach. Nachdem ich den freundlichen Fahrradhändler um die Ecke mehrmals bereichert hatte, tauschte ich die Streben einfach gegen stabilere Ausführungen, seither ist nichts mehr abgebrochen.
Die Sachs 7-Gang Schaltung mit "Grip Shift" fror mir im Winter einfach ein. Nachdem ich wieder auf die gute alte (oder schlechte) Daumenbedienung umgestiegen war, geriet das Problem in Vergessenheit. Als Reifen wurden von Anfang an "Schwalbe Marathon Spezial" aufgezogen. Meiner Meinung nach sind dies die besten Reifen für Touren auf Teerstraßen und Schotterwegen. Zwei "Cantilever" und eine Rücktrittbremse sorgen für einen schnellen Stop, wenn z.B. (wie üblich bei Expeditionen!) ein Baum im Weg liegt.
Um aus einem Durchschnittsfahrrad ein voll "langtourenfähiges Superbike" zu machen, wurden natürlich noch etliche Mark zusätzlich investiert. Als mir der Dynamo zum wiederholten Male mitten in der Nacht den Dienst verweigerte, schaute ich mal in meinem Lieblingsgeschäft Lauche & Maas vorbei. Dort erstand ich mein "Vista Lite": einen 10 W Halogenstrahler mit einem 2,5 Ah Akkupack - damit leuchte ich mindestens einen ganzen Waldweg aus. Und auch die Autofahrer schalten neuerdings ihr Fernlicht ab, wenn sie mir mitten in der Nacht auf einsamer Landstraße entgegenkommen!
Für hinten kaufte ich mir ein Blinklicht, wie man es öfter an Montainbikes sieht. Kurz darauf folgten Packtaschen. Die "Ortlieb Bikepacker" gehören zu den wenigen wirklich guten Packtaschen auf dem Markt, man könnte auch sagen, es sind die besten! Absoluter Spritzwasserschutz und großer Stauraum, dazu ein durchaus akzeptabler Preis.
Was macht aber der einsame Pistenfahrer, wenn ihm langweilig ist? Er plant die nächste Anschaffung: eine CB-Funkantenne, angeschlossen an ein Stabo-Handfunkgerät xh 9082 DTMF. Ab sofort war ich also immer zu erreichen. - wenn auch nicht für jeden. Und wenn man mal nicht vom CB-Funk unterhalten wird, sorgt inzwischen ein Fahrradradio für Unterhaltung.
Ein kleiner Weltempfänger für die Kurzwelle ist natürlich auch immer dabei. Meist bleibt aber, durch unentwegtes Fahren bedingt, keine Zeit mehr für langes Hören in den Äther. Um den Empfang zu verbessern, ist trotzdem immer eine einrollbare Langdraht-Antenne an Bord.
Im Gepäck befindet sich meistens ein "Trangia Set" aus Edelstahl. Damit läßt sich vom Wasser bis zum Dosenfutter alles erhitzen. Anständige Menüs habe ich allerdings damit noch nicht zustande gebracht - durch den geringen Platzbedarf eignet es sich aber dennoch hervorragend für mich!
Für trockenes Fahren sorgt ein Regencape und und eine Regenhose. Bei Regenwetter und auf Matschwegen freue ich mich immer, dass ich nicht eine 24-Gang Kettenschaltung, sondern meine simple Sachs 7-Gangschaltung am Rad habe. Bereits der Gedanke, das Knirschen der kleinen Steinchen zwischen den Ketten und Ritzeln zu hören, jagt mir einen kalten Schauer über den Rücken. Doch hier liegt der große Vorteil der Nabenschaltung: sie ist wasser- und dreckgeschützt, eine Kettenschaltung dagegen ist Regenwasser, Schlamm und Steinen ausgesetzt!
Die lästige Frage, warum ich mit einem ganz simplen Rad und nicht mit einem 5.000,- DM Spitzengerät mit allen Schikanen fahre, möchte ich an dieser Stelle auch beantworten. Die Fahrräder (wenn man sie überhaupt noch so nennen darf) werden, je teurer sie sind, immer unpraktischer. Was bringt mir z.B. ein superstabiler Rahmen, wenn nicht mal mehr die Möglichkeit einer Gepäckbefestigung gegeben ist? Und ob ein Rahmen nun 15 kg oder 25 kg wiegt, ist doch nun wirklich egal. Außerdem möchte ich nicht auf Schutzbleche verzichten. Und bisher bin ich noch nie auf einen Weg gestoßen, den man mit meinem Rad nicht fahren könnte.
Übrigens: falls die GRÜNEN oder andersfarbige vielleicht irgendwann mal mit einem Spritpreis von 5 Mark für den Liter durchkommen sollten - ist mir doch sch...egal ...