Iveco Daily 4x4
Die Entstehung eines Reisefahrzeugs
Entscheidung am Anfang ...
Im Jahr 2010 war es so weit: Nach mehreren VW-Bussen in den Jahren davor sollte endlich die Anschaffung eines "richtigen" geländegängigen Wohnmobils Wirklichkeit werden.
Aber zuerst kam natürlich die Planung, in die auch all die Jahre Erfahrung mit unseren bisherigen "Bullis" einflossen, da man ja genau wusste, was man alles schon hatte und brauchte, was schon lange schmerzlich vermisst wurde und auf was man auch würde verzichten können ...
Das Fahrzeug war für eine zehnmonatige Auszeit in Australien von meiner Frau Beate und mir vorgesehen und auch danach sollte es noch für längere Touren sowie für Wochenenden und kürzere Urlaube eingesetzt werden. Außerdem sollte es uns noch bis zur Rente begleiten, und so waren einige wichtige Parameter schnell gesetzt. Zudem sollte sich das Handling von der Größe her nicht wesentlich vom Bulli unterscheiden und natürlich auch nicht weniger Lebensraum bieten.
Ganz oben auf der Prioritätenliste stand ein bequemes großes Bett, ohne großen Aufwand jeden Tag schnell herzurichten, das den auf langen Reisen notwendigen gesunden Schlaf garantieren sollte. Neben dem Bett standen noch bequeme Sitzmöglichkeiten für Essen, Lesen, Spielen usw. auf der Liste, damit man im Auto auch mal "getrennte Wege" gehen könnte.
Dabei sollte auch das Fahrerhaus mit drehbaren Sitzen in die Kabine mit einbezogen werden. Genauso wichtig war ein Einstieg, der auch mit 60+ noch problemlos jeden Tag zu erklimmen sein sollte. Und da wir beide auch gerne und sehr lange mit unseren Reiseenduros unterwegs sind, sollte - wenn möglich - auch eine Enduro mit an Bord sein. Zu guter Letzt war auch noch Containerfähigkeit des Fahrzeugs gefragt ...
Allein damit fielen aus unserer Sicht Geländewagen und alles über 7,5 t oder abgelastete LKW´s bereits aus. Das schränkte die Fahrzeugauswahl natürlich ziemlich ein, vielleicht gerade noch ein Mercedes G, ansonsten Iveco Daily 4x4 und Bremach blieben als Kandidaten übrig.
Da das Fahrzeug nicht viel länger als 6 Meter sein sollte, war mit dieser Vorauswahl auch bereits die Kabinengröße ziemlich vorgegeben und so wurden mit Powerpoint ein paar mögliche Entwürfe gezeichnet, immer wieder ergänzt und verworfen, bis der grobe Plan als ein guter Kompromiss zwischen allen Anforderungen angesehen wurde.
Parallel dazu wurden im Internet ähnliche Fahrzeuge gesucht - vielleicht gäbe es ja etwas passendes Gebrauchtes? - und die in Frage kommenden Ausbauer gesichtet. Wegen des engen Cockpitplatzes wurde der Mercedes G rasch von der Liste gestrichen und wir nahmen Kontakt zu Iveco auf und zu Erich Christ bezüglich eines Bremachs. Über die zu erwartende gute Betreuung und Beratung beim Bremach muss man bei diesem Leserkreis sicher keine Worte mehr verlieren, und es war ein sehr angenehmes Treffen mit der Möglichkeit zur Probefahrt und ausführlichen Diskussionen in Raab ...
Schon die Möglichkeit, einen Daily 4x4 Probe zu fahren, stellte Iveco Südwest in Mannheim vor ungeahnte Probleme, und die zugesagten Termine wurden immer wieder abgesagt und verschoben. Am Ende war dann ein Kunde von Iveco in Wiesbaden bereit, uns mit seinem halb ausgebauten Fahrzeug Probe fahren zu lassen. Daneben haben wir uns privat noch nach bereits ausgebauten Fahrzeugen umgesehen, in denen man mal Probe sitzen und über die bisherigen Erfahrungen sprechen konnte.
Preislich nahmen sich die Fahrzeuge nach ausgiebigen Verhandlungen nicht mehr viel und der Motor und einige andere Teile sind außerdem baugleich. Beim Vergleich der Fahrzeuge aufgrund von Erfahrungsberichten im Internet standen auf der Habenseite des Bremachs vor allem der stabilere Rahmen und die zu erwartende gute Betreuung, auf der Iveco-Seite das geräumigere Fahrerhaus und das - so dachten wir - nahezu weltweite Servicenetz ...
Trotz der ersten Erfahrungen mit Iveco entschieden wir uns dann für den Iveco Daily 4x4, da ich ziemlich groß gewachsen bin und das Fahrerhaus hier für das angedachte integrierte Konzept einfach mehr Platz bot.
Planung muss sein
Während der Zeit der Fahrzeugauswahl stand dann auch das Kabinenkonzept in mehr oder weniger groben Zügen bereits fest. Zur Absicherung der Theorie wurde aus Holz ein 1:10 Modell gebaut, inklusive Pappmodelle für die ziemlich unterschiedlichen Abmessungen von Fahrer und Beifahrerin. Dieses Modell mit Klappdach ging dann auch mit auf die Fahrt zu den Ausbauern, die wir in die engere Wahl gezogen hatten.
Nach diversen ausführlichen Gesprächen und Diskussionen über das Konzept und die danach schon sehr detaillierten Angebote, fiel die Wahl aufgrund nahezu identischer Preise schwer. Wenn man alle Aussagen und die Zusicherungen zur Art und Qualität des Aufbaus als Neuling nur bedingt verifizieren kann, mutiert die Entscheidung letztlich zu einer Bauchentscheidung: Bei wem habe ich in Anbetracht bereits realisierter Fahrzeuge das beste Gefühl? Welche Kommentare anderer Kunden sind bekannt? Zu wem habe ich das beste Vertrauensverhältnis aufgebaut und bei wem kann ich mir vorstellen, so ein langfristiges Projekt bis zum Ende erfolgreich zu realisieren?
Ein Ausbauer ist gefunden
Am Ende fiel in Sachen Ausbau unsere Wahl auf die Off-Road-Schmiede von Marcus Haase, auch wenn das die weiteste Entfernung von uns in Darmstadt bedeutete. Bei diesem Ausbauer hatte man sich auch gleich richtig ins Zeug gelegt und siehe da, Iveco Hamburg schaffte es binnen weniger Tage, ein Vorführfahrzeug zu besorgen. Danach mussten wir uns zwar von der starren Verbindung zwischen Kabine und Fahrerhaus verabschieden, aber die Argumente waren überzeugend. Und die verwirklichte Lösung mit einem isolierten, doppellagigen Faltenbalg steht einer starren Verbindung in nichts nach und lässt eine hohe Verwindung im Gelände zu.
So wurde schließlich dann im Mai 2011 das Fahrzeug bestellt und auch der Vertrag mit der Off-Road-Schmiede abgeschlossen.
Es folgten die letzten Feinarbeiten am Plan und damit hatten wir einen für uns passenden Grundriss vorliegen: Außen hat die Kabine nun eine Länge von ca. 3,70 m, sie ist 2,12 m breit und geschlossen liegen wir bei einer Höhe von rund 1,65 m. In das Alufachwerk sind Platten mit 40 mm Dicke eingeklebt, die jeweils mit 2 mm verstärkter Deckschicht versehen sind. Daraus ergeben sich Innenmaße von rund 3,67 m x 2,04 m x 1,59 m und bis zu 2,40 m unter geöffnetem Klappdach. Ohne Winde und Motorradträger haben wir dann insgesamt eine Länge von 6,00 m, eine Breite von 2,12 m und eine Höhe von 2,70 m. Also ist das Fahrzeug noch relativ kompakt und bei geöffnetem Dach kommen noch einmal 0,85 m dazu. Bei der Ausstattung haben wir versucht, viele Systeme redundant auszulegen ...
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