Euro-"Extratour": Polen
Polen:
Camping Stanica Wodna PTTK,
Pasym
N53,658° E020,795°
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(Bericht
von
S. Zerlauth)
28.08.2009 -- Wieder mal eine Euro-"Extratour" - und dann noch im gemäß Einwohnerzahl wohl zweitgrößten EU-Land OHNE Euro - zum ersten Mal sind wir in Polen und durchqueren das Land auch recht umfassend bei unserer Tour Nordost09.
Polnische Zloty hatten wir diesmal direkt an einer Wechselstube hinter der Grenze bekommen, nach Rubeln und litauischen Litas nun also schon die dritte "Fremdwährung" in Folge - keine leichte Tour für den Euro-"Extratourer"!
Wenn schon keine Euros, so könnte die hiesige Polizei aber doch wenigstens Unmengen an Zloty einsammeln, so jedenfalls ist das Gefühl, wenn man nur kurze Zeit über Polens Straßen fährt. Denn Verkehrsregeln scheinen hier eher nur wenig beachtet zu werden und wenn, dann schon ganz bestimmt keine Geschwindigkeitsbegrenzungen. Aber wir sehen nur wenige Polizeikontrollen unterwegs während unserer Durchfahrt und vermutlich nehmen die auch nicht allzu viel ein, was wohl mit der Unmenge polnischer Autofahrer mit CB-Funkantenne an ihrem Fahrzeug zusammenhängen könnte ...
Polen muss sich mächtig anstrengen bis zur Aufnahme in den Euro-Club: In 2005 war der 01.01.2010 geplant, nun sind wechselnde Termine wie der 01.01.2012 oder 01.01.2014 im Gespräch. Voraussetzung ist, dass die Polen die Inflation in den Griff bekommen, was durch die Wirtschaftskrise nicht einfacher geworden ist. Besonders versessen scheinen die Polen auf die Einführung des Euros derzeit ohnehin nicht zu sein: Solange der Wechselkurs Zloty/Euro bei über 4 Zloty zu 1 Euro steht, erscheint der polnischen Regierung der Beitritt wohl insgesamt wenig verlockend. Und wer weiß, was dabei herauskommt, wenn das polnische Volk befragt wird, ob es den Zloty aufgeben will ...
Eine Branche scheint in Polen offensichtlich zu boomen: Die Baubranche.
Im Nordosten ahnt man noch wenig vom Boom, denn die Häuser sind nur einfach und grau verputzt, aber je weiter man durch das Land fährt, umso mehr sind entlang der Straßen unzählige neu erbaute Einfamilienhäuser zu sehen: In den absonderlichsten Farben gestrichen, leider oft mit sehr einfallslosen Gärten gestaltet mit blumenlosen Rasen, Koniferen und sonstigem pflegeleichten Gestrüpp. Auffällig sind die Dachkonstruktionen: Einfache Satteldächer entsprechen hier nicht dem Standard. Dächer sind stets wüst verwinkelt und haben Gauben unterschiedlichster Größe, Türmchen und ähnliche Spielereien.
Auch die katholische Kirche trägt das ihre bei zum Bauboom, nirgendwo sonst haben wir bis jetzt so viele neu erbaute Kirchen gesehen wie in diesem Land.
Der Großteil der Werbeflächen wird genutzt für das Anpreisen von Baumaterial, Baugeräten, Baumärkten ...
Da wirkt es dann doppelt traurig, wenn schön gelegene Campingplatze wie der in Piecki heruntergewirtschaftet sind und wenig einladend wirken.
Zum Glück hat der Bauboom noch nicht alle verschlafene Städtchen erreicht: Ein Beispiel dafür ist Pasym, wo ein Stopp auf dem wunderschönen Campingplatz zu empfehlen ist. Im nahen Ort mit seinem hübschen Rathaus und den alten Häusern und Kirchen kann man in einem großen modernen Supermarkt einkaufen oder auch auf einem kleinen Bauernmarkt Frisches aus der Region erwerben. Es fällt auf, dass bei unseren gesamten Einkäufen in Polen stets nur Schweine- und Hühnerfleisch angeboten wird - Lamm, Rind, Pute oder sonstiges scheint es kaum im Angebot zu geben. Das Wurstsortiment ist zwar reichhaltig, aber Hartwürste wie Salami sucht man vergebens.
Durch die Straßen von Pasym hasten eilig Frauen, beladen mit ihren Einkäufen, zwischen den Läden hin und her, während vor den Hauseingängen Männergruppen ruhig stehen, diskutieren und keinerlei Anteil an dem geschäftigen Treiben der Frauen zu nehmen scheinen.
Der schlechte Kurs des Zloty hat für die Touristen aus den westlichen EU-Staaten Vorteile: So kann man für wenig Geld gut Essen und Trinken gehen, wobei man allerdings auf die einheitliche europäische Friteusenkost wie Schnitzel, Pommes oder Burger lieber verzichten sollte. Die polnische Küche hat Besseres zu bieten und da sollte man ruhig etwas experimentierfreudig sein.
Die Touristensaison scheint kurz zu sein, denn Ende August sehen wir kaum Autos mit ausländischen Kennzeichen und wir finden nur leere Campingplätze vor. Man berichtet uns, dass die Saison in diesem Jahr mindestens eine Woche kürzer gewesen sei als in den Jahren zuvor. Das Wetter hat diesmal keine Schuld, denn der Sommer war trocken und schön, auch die Mücken hielten sich in Grenzen.
Wie werden sehen, ob der Tourismus in den
nächsten Jahren der Region den ersehnten Aufschwung
bringt ...
Alle Bilder auf einen Blick
#1: Weltstadt Pasym ...#2: ... Karte vom Zielort muss sein!
#3: Nächtliche Idylle am Campingplatz
#4: Am Rathaus
#5: Alte Häuser und Kirchen überall ...
#6: Zloty welcome