Referenzpunkte, Karneval und "Meet The Crew" ...

Das Motel One erweist sich insbesondere am Morgen als sehr angenehm. Das ganz besondere Frühstücksambiente hat schon was - Sitzgelegenheiten unterschiedlichster Form gibt es hier, für jeden Geschmack scheint das Richtige dabei zu sein: Angenehm: Motel One in Bremen ...Vor allem für denjenigen, der Businessatmosphäre samt Anzugsbombern zum Frühstück mittlerweile hasst nach vielen Jahren ...

Das Programm vom Samstag liegt schon fest: Spaziergang an der Weser entlang zur heute nicht nur regnerischen, sondern auch karnevalstrunkenen Innenstadt.

Dazu natürlich das Abhaken der touristischen Mindest-Sehenswürdigkeiten. Unterwegs dann auch zum Bremer GPS-Referenzpunkt, der ebenfalls auf dieser Strecke liegt, danach Reservierung eines Tisches für heute Abend und anschließend Aufbruch Richtung Uni.

Das "Meet The Crew" von Sea Shepherd ist heute für uns sicherlich der wichtigste Tagesordnungspunkt. Danach haben wir frei und können den Tag so angenehm wie möglich ausklingen lassen - so könnte es laufen!

Vom Hotel aus sind wir schnell an der Weser angelangt - da wir auf unserem kurzen Weg zum GPS-Referenzpunkt und zur Altstadt am rechten Ufer bleiben, müssen wir keine der Weserbrücken überqueren, mit denen sich mittlerweile schon das Streiflicht der Süddeutschen Zeitung befasst hat. Über Bremen als "Stadt der Liebe" machte es sich kürzlich lustig: "Ganz Bremen träumt von der Liebe sang schon Catherina Valente vor 61 Jahren", schrieb man dort. Grund für dieses Streiflicht: In Anlehnung an Paris hat man auch in Bremen das Anbringen von "Liebesschlössern" an Weserbrücken verboten und dieses Verbot sogar für Ausländer mit einem Schild samt durchgestrichenem Vorhängeschloss illustriert - die Brückengitter könnten schließlich rosten und in die Weser fallen oder so. Nun, Spott muss sicherlich ertragen können, wer in der Provinz das Geschehen am Pariser Seineufer nachspielen will ..!

Nachdem wir am Ufer angekommen sind, empfängt uns dort zuerst das Traditionsschiff MS FRIEDRICH am Anleger, das älteste noch in Fahrt befindliche Schiff auf der Weser, gebaut im Jahr 1880. Wir befinden uns hier im historischen Hafenrevier "Schlachte", wo man sich eigentlich mehr umschauen müsste, als wir es heute können.

Traditionsschiff MS FRIEDRICH vor Kunst am Kai ... Lehrreiches im Vorbeigehen ... Das Pannekoekschip: Nachbau einer Admiral Nelson Fregatte ...

... ein etwas anderes Restaurant ...

Wir lassen das Traditionsschiff als gestresste Touris recht schnell zurück und gehen weiter entlang am Weserufer, das heute morgen teilweise von Glatteis bedeckt ist und das Vorankommen etwas abenteuerlich macht. Trotzdem ist der Bremer GPS-Referenzpunkt genau so schnell gefunden wie schon gestern der in Bremerhaven: Er befindet sich ebenfalls direkt am Ufer in unmittelbarer Nähe des ebenfalls touristisch bekannten Pannekoekschip ADMIRAL NELSON, eines seit 2001 hier liegenden Restaurantschiffs am Schlachte Anleger.

Der Referenzpunkt ist nahe ...Es soll dort "piratische Atmosphäre" geben und eine wohl große Auswahl von Pfannkuchen. Leider können wir uns auch diesen beeindruckenden Nachbau einer Admiral Nelson Fregatte heute nicht ansehen, geschweige denn das Restaurant des "Erlebnisschiffes" auprobieren - aber vielleicht ein andermal ..!?

Neben dem Referenzpunkt befindet sich eine kleine Tafel: Geehrt wird darauf Dipl-Ing. Dieter Altschäffl, der sich wohl verdient gemacht hat um die Bremer Geo-Informationen - er ist Mitglied der Expertengruppe GPS-Referenzstationen (EG RS), die sich aus Mitgliedern in allen Bundesländern zusammensetzt.

Weiter geht´s - wir sind schließlich nicht zu unserem Vergnügen hier! Dennoch müssen wir aber unser touristisches Minimalprogramm absolvieren, bis es zur "Crew" und zu Sea Shepherd geht. Um so vorteilhafter für uns dabei, dass es von hier aus nur wenige Schritte bis zur Altstadt sind, wo wir uns selbstverständlich den Roland, die berühmten Stadtmusikanten und das Alte Rathaus konzentriert an einer Stelle anschauen können ...

Das volle Touri-Programm: Am Roland ... ... und natürlich zu den Stadtmusikanten ...
So einen `Musikanten´ haben wir auch zu Hause ..! Dasselbe in modern ...

Was dem heutigen Besuch noch einen ganz besonderen Anstrich verleiht, ist die Tatsache, dass wir hier und jetzt mitten im Karneval stehen - einer ganz besonderen Attraktion von genau einem Tag Dauer. Man kann es zunächst kaum glauben, wenn man Kölschen Karneval oder auch nur Münchner Fasching kennt, dass diese "Volksbelustigung" in Bremen auf einen einzigen Tag begrenzt ist, aber irgendwann steht man dann tatsächlich vor einem Plakat, auf dem zu lesen ist: "BREMER KARNEVAL, Samstag, 07.02.2015, von ca. 11:00 Uhr bis ca. 18:30 Uhr".  

Offenbar ist Bremen das Paradies für alle Nicht-Karnevalisten, die während der "tollen Tage" nicht unbedingt in die Südsee fliehen wollen, um von der Fröhlichkeit auf Knopfdruck verschont zu bleiben - nein, die können hier in aller Ruhe den Samstag der Tollitäten zu Hause verbringen! Ein Blick in den Weser-Kurier bringt dann Klarheit: "Bremen ist heiß" kann man auf der Titelseite lesen und natürlich auch mehr zu diesem Anlass.

Wir sind heute Zeugen der 30. Veranstaltung, die im Jahre 1986 mit dem Treffen einiger Künstler und der Vorführung kleinerer Kunststücke begann. Mittlerweile sind es rund 15.000 Menschen, die auf den Straßen und dem Marktplatz dem Treiben von Percussion-Musikern, Jongleuren, Seiltänzern und Stelzenläufern zuschauen. Die Gruppe "Stelzenart" aus Bremen gehört inzwischen ebenfalls zu dieser Tradition, bei der nun mehr als 110 Künstlergruppen aus Deutschland und dem Ausland einen Karneval feiern, der in dieser Art offenbar einzigartig in Europa ist. 

Heiße Stadt mit heißem Karneval ..?

Die Proben für heute laufen schon ... ... und die Narren gehen schon ...
Regnerisch-närrisches Treiben ... Närrische Ordner müssen sein ... Lagebesprechung vor heißem Treiben ..?
Karnevalisten soweit das Auge reicht ... Aber heute Abend ist schon alles vorbei!

In diesem Jahr lautet das Motto "Der große Circus" und nach einer Panne wegen ausbleibender Schläge der Dom-Uhr, die normalerweise traditionell um 12:00 Uhr erfolgen, springen heute Trommler ein und eröffnen das Spektakel auf ihre Weise. Man erlebt hier und heute, dass aus der kleinen Szeneveranstaltung von vor 30 Jahren inzwischen ein europaweit beachtetes Event wurde.

Diesem können wir leider nicht folgen, sondern unser Weg führt zur Uni in den Großen Hörsaal, die so genannte "Keksdose". Was wir dort bei Sea Shepherd und dem "Meet The Crew" erleben, gehört in einen eigenen Besuchsbericht, den wir diesem bemerkenswerten Anlass widmen ...

An der Uni: Nur die Rechte ist ne Echte ... Die Sea Shepherd-Fans sammeln sich ...

Es ist schon dunkel geworden, als wir die Uni verlassen: Nach Rückkehr auf den Marktplatz ist noch einmal Zeit, die Touri-Highlights nun bei Nacht zu fotografieren - unsere Musikanten und der Roland machen sich auch jetzt recht gut. Heute sind wir auch in Sachen Abendessen schlauer als gestern: Nachdem wir am Morgen das leere und unverschlossene Lokal "Im Beck´s am Markt" zwar hätten ausräumen können, aber auch nach einiger Wartezeit dort kein Personal antrafen, das unsere Reservierung für den Abend annehmen konnte, versuchen wir es später telefonisch.

Für eine Reservierung müssten wir persönlich erscheinen, versucht man uns zunächst dort abzuwimmeln, aber schließlich ist man nach Hinweis auf das unbesetzte Lokal am Morgen, das wir freundlicherweise nicht ausgeräumt hätten, doch ausnahmsweise bereit, uns für den Abend Platz zu gewähren. Natürlich ist das "Beck´s" später wieder wie schon am Vorabend voll besetzt, aber diesmal gehören wir zu den Glücklichen, die sich hier bei gepflegtem Speis und Trank an einem kleinen Tisch niederlassen dürfen - manchmal muss man aber auch einfach erfolgreich sein ..!  

Heute Abend soll es klappen: Im Beck´s am Markt ...

Nachtprogramm: Noch einmal zum Alten Rathaus ... ... zum nächtlichen Roland ... ... und auch die nächtlichen Stadtmusikanten sind noch da ...

Der Abend vergeht, der Rückflugtag kommt - nach kurzer Tramfahrt finden wir uns am Sonntag wieder ein am Flughafen Bremen. Das hier hängende Modell der ISS ist zwar deutlich größer als das in unserem Modellkeller, aber der Flughafen selbst verfügt über angenehm übersichtliche Dimensionen.

Etwas größer als im heimischen Miodellkeller: Die ISS am Flughafen Bremen ...Die ändern sich wieder nach Landung in München: Warten auf dem Vorfeld ist für unseren "Regionalflieger" angesagt, der natürlich keinen "Rüssel" bekommt. Außerdem gibt es eine ordentliche Wartezeit, bis eine Art Schneepflug-Ballett auf dem Vorfeld zu Ende ist - sicherlich aber nicht arrangiert für ungeduldige Fluggäste aus der Provinz ...  


© 2015 J. de Haas



Anmerkung der Red.: Wer neugierig ist auf weitere Berichte zu ähnlichen Städtereisen, dem seien die anderen Beiträge der neuen Serie "Viel zu erledigen - (Verlängertes) Wochenende" empfohlen: