Die Sport-Badewanne - 

Das "Stearns IK 116" im Test


Als der Outdoor-Ausrüster Lauche & Maas kürzlich in einem Prospekt ein paar Boote anpries, konnte ich nicht länger widerstehen und bestellte mir eins ...

Zwar waren zwischen diesem Zeitpunkt und meiner letzten Paddeltour schon beinahe zehn Jahre vergangen, aber los gelassen hat mich die Faszination des Paddelns eigentlich nie. Außerdem muss man ja mal was für die Fitness tun. Und bevor ich mich zu den "Sportlern" im nahen Fitnesscenter geselle oder als Jogger auf der Bundesstraße von wahnsinnigen Autofahrern wie mir überfahren werde, fahre ich doch lieber mit dem Paddelboot und kämpfe mit Surfern, Seglern und Schwänen ...

Im Lauche & Maas-Katalog ... ... so hübsch wie im Original ...

Nur mit Mühe verkneife ich mir ein Klepper und bestelle statt dessen ein Stearns Kajak (IK 116). Lauche & Maas verspricht "Spaß pur" - und wenn Lauche & Maas das sagt, dann stimmt es in aller Regel auch.

Knapp zwei Wochen später ist das gute Stück da: Der Aufbau beschränkt sich auf das Füllen von drei Luftkammern und ist ohne Stress in wenigen Minuten erledigt. Schon hier wird klar, wofür das Boot unter anderem auch gedacht ist: Für den Wildwasser-Einsatz. 

Im Gegensatz zu vielen anderen Schlauchbooten (nicht nur Badeboote), ist die Außenhaut der Lufttanks nicht gleichzeitig auch die Außenhaut des Bootes. Man muss also erst mal die dicke Außenhaut und die des Luftschlauchs "Himmeln" (Anm. der Redaktion: Saarländischer (Irsch-)Dialekt für "kaputtmachen"),  bevor man tatsächlich Luft verliert.

Aber selbst das ist noch kein Problem: Schließlich sind es ja zwei Kammern und eine allein reicht zur Not auch noch aus, um nicht gleich abzusaufen - obwohl das sicherlich auch von den Ausmaßen des Lochs und den des Insassen abhängt. Denn unter Umständen steht einem das Wasser dann bis zum Bauch und ob das Boot dann noch genug Auftrieb bietet, vermag ich nicht zu sagen ...

Sport-Badewanne mit ordentlichem Geradeauslauf ...

Aufbau beendet, ab ins Wasser: Fährt sich gut, die Badewanne. Der aufgeklebte Gummikiel samt Finne sorgen für einen ordentlichen Geradeauslauf. Nur etwas eng ist es. Ohne die Gummistiefel würde es genau passen, aber die 3cm Absatz sind genau 3cm zu viel. Nach einer halben Stunde wird es dann schon ziemlich unbequem. Ich muss deshalb hin und wieder mal die Spritzdecke aufmachen und die Füße rauslegen. Leute unter 190 cm dürften diese Probleme aber nicht haben. Trotzdem wären 10 cm mehr schon in Ordnung!

Überschaubarer Packsack ... ... und überschaubarer Stauraum ...

Apropos Raum: Das Boot ist sicherlich nicht als Tourenboot für mehrere Tage gedacht. Im Inneren des Bootes gibt es - abgesehen von den kleinen Taschen auf der Spritzdecke und dem, was zwischen den Beinen Platz findet - keinen Stauraum.

Dafür gibt es an Bug und Heck Vorrichtungen, um Gepäck anzubringen. Zwei dicke Packsäcke, einen Bootswagen oder
Ähnliches kann man also mitnehmen, auch wenn das Boot eindeutig nicht dafür gedacht ist. Aber dieses Boot mit Gepäck voll zu laden wäre schließlich genau so ungewöhnlich, wie an einem Porsche einen Dachgepäckträger anzubringen ...

Neben der geringen Beinfreiheit ist mir noch eine weitere Schwachstelle aufgefallen: Die Spritzdecke. Ich weiß sie zu schätzen, seit die erste größere Welle über den Bug gespült ist und die Spritzdecke das meiste Wasser vom Bootsinnern
fern gehalten hat. 

Allerdings ist in der Mitte ein Reißverschluss und außerdem ist die Mitte auch die niedrigste Stelle. So sammelt sich das ganze Wasser am Reißverschluss und tropft dann langsam ins Bootsinnere. Von dort läuft es dann in den Rillen des Bodens in Richtung Insasse und weicht dessen Gesäß langsam aber sicher auf. Dies kann man aber relativ leicht abstellen, indem man einfach ein Handtuch zwischen den Beinen platziert.

Alles in allem ist dieses Boot ein echtes Spaßgerät für Tagesausflüge in allen Gewässern und mit einem Preis von 370 Euro auch noch relativ günstig. Das Gefährt wird auch in einer Variante für zwei Personen angeboten - vielleicht genau die richtige Entscheidung für Großgewachsene mit viel Gepäck ...


1. Nachtrag, Juni ´03: Das Boot wurde wenig später zum ersten Echteinsatz nach Skandinavien mitgenommen. Wer mehr darüber erfahren möchte, sollte sich Karstens Reisebericht anschauen: Skandinavien 2003: "Online" mit Zelt, Handy, Laptop ...


2. Nachtrag, April ´04: Ab und zu gibt es Anfragen zu dem Boot wie die von unserem Leser Joachim Scharmacher:

Ich habe gerade Euren Bericht zu dem Stearn Kajak gelesen. Da ich mich selber gerade um ein aufblasbares Kajak bemühe, habe ich mal eine Frage an Euch. Wie sieht es mit der Steifigkeit des Bootes aus. Ist es vergleichbar mit den Gumotex oder den guten alten Metzeler-Booten? Ich lege schon Wert darauf das sich das Boot an der Sitzposition nicht endlos durchbiegt. Könnt ihr mir dazu etwas sagen?

Hallo Joachim,
für meinen Geschmack ist das Stearns ausreichend steif, allerdings sinkt der Boden am Gesäß doch recht stark ein. Viel tragischer ist für mich jedoch, dass seit letztem Wochenende ein Loch im aufblasbaren Bodenteil ist. Nach meiner Meinung ein Verarbeitungsfehler. ...


© 2003-2004 Karsten Franke