Dienstag, 13.09.16: Manöver mit und ohne Gummikreuzer ...
07:00 Uhr, Wind SE 2, 2/8 Bedeckung, 20°C: Mit der ablaufenden Tide wollen wir heute zum Westende von Langeoog fahren. Dort, in den tieferen Wasserbereichen, wollen wir Segel- und Ankermanöver durchführen. Wegen der ablaufenden Tide fällt das Frühstück kürzer aus.
Wir bauen den Außenbordmotor der Infinite Loop an das Heck unseres Schlauchbootes, bringen die Hunde zum letzten Spaziergang an Land und legen ab. Das Schlauchboot wird am Heck der pacifico mitgeschleppt.
Um 09:10 Uhr legen wir ab. Christoph und Lotte sind heute bei uns an Bord mit dabei. Loona nutzt die Situation gleich um drei Bedürfnisse zu befriedigen: Sicherheit bei Jürgen am Steuer, weil das Schiff schon wieder fährt, die Wärme der Sonne auf dem Rücken und den Schatten am Steuerrad, um den unterbrochenen Schlaf fortzusetzen. Das ist gar nicht mal so dumm ..!
Gleich nach dem Passieren der Hafeneinfahrt setzen wir alle Segel: Der wenige Wind schafft es, die Segel zu füllen und das Schiff steuerfähig zu halten, mehr aber auch nicht. Die Geschwindigkeit von 2,1 Kn, die wir schaffen, kommt hauptsächlich von der ablaufenden Tide. Eile mit Weile ist angesagt!
Um 10:40 Uhr erreichen wir mit unserer Bummelfahrt die Fahrwassertonne A3. Diese Bedingungen bleiben so bis 12:00 Uhr, als der Wind nun wieder mal völlig einschläft. Der Motor muss arbeiten, denn wir wollen den Ankerplatz erreichen. Bei der Tonne A7 verlassen wir um 12:50 Uhr das Fahrwasser und fahren langsam weiter zur Westküste der Insel: Dicht beim Ufer liegen bereits andere Yachten, aber alle im 2 m-Wassertiefenbereich. Das ist uns zu flach, wir wollen im 5 m-Bereich ankern.
Um 13:05 Uhr kommen wir dort an: Auf Position 53°43,7´N 007°27,2´E fällt der Anker. Etwa 500 m nördlich von uns können wir eine Sandbank sehen. Sie verläuft nach Nord und Nordost parallel zur Küste, zwischen der Sandbank und dem Ufer ankern weitere Boote ...
Das Schlauchboot ist schnell an die Backbordseite geholt: Um 13:15 Uhr ziehen Simone, Christoph und die beiden Hundsviecher los. Lotte neugierig wie immer und auch Loona ohne jede Angst. Die Übungen mit dem Schlauchboot im Hafen von Weener waren wichtig für Loona. Jürgen hat die Bordwache, auch hier lässt es sich gemütlich auf die Ankunft des Bootes warten. Das sind schon fast karibische Zustände heute ...
14:20 Uhr: Das Schlauchboot kommt zurück. Die beiden Hunde machen keinen müden Eindruck. Anscheinend war das Rennen am Strand nicht genug. Neugierig schauen beide zur pacifico. Das Anlegen macht keine Probleme und die Hunde machen alles fleißig mit. Schließlich ist das Übersteigen auf das Deck keine leichte Aktion, auch nicht für Lotte. Wir warten noch an unserem Ankerplatz, bis der Flutstrom genügend Wasser gebracht hat.
Kurz vor 16:00 Uhr gehen wir "Anker auf": Wir wollen gerade langsam nach Südwesten ins Fahrwasser drehen, da laufen wir auf - die angegebenen Wassertiefen der Seekarte stimmen nicht mehr!
Der Grund ist ganz einfach: Die nördlich von uns gelegene Sandbank hat sich unter Wasser in südwestliche Richtung ausgedehnt, hier sind jetzt statt der angegebenen 5 m nur noch 1,50 m Wassertiefe. Das beschert uns einen Aufenthalt von einer Stunde auf einer Sandbank, die da eigentlich nicht sein sollte - das sind die Eigenarten des Watts!
Wir nehmen es gelassen, denn das Wasser kommt. Loona und Lotte sind vom Landausflug sehr hungrig und warten beide auf eine gute Portion. Die Gelegenheit ist günstig, wir haben gerade außer Warten nichts vor.
Gegen 17:00 Uhr sind wir wieder frei. Wir haben noch Zeit, bis wir genügend Wassertiefe haben, um wieder in den Hafen von Langeoog einzulaufen. Also setzen wir noch einmal die Segel und fahren wieder ein paar Wendemanöver unter Segel. Eine halbe Stunde später, wir sind kurz vor der Hafeneinfahrt, bergen wir die Segel und laufen ein.
Doch der Yachthafenbereich ist flach: Kurz vor Erreichen unseres alten Liegeplatzes stecken wir wieder fest, diesmal im Schlick - es fehlen nur 50 m bis zum Liegeplatz. Für die pacifico ist das zum Glück kein Problem: Sie hat ein geschlossenes Kühlwassersystem und nimmt kein Außenkühlwasser für die Maschine. Das Fahren im Schlick ist damit eigentlich ungefährlich, wenn nicht noch harter Sand dazwischen ist, der vielleicht Beschädigungen außen verursachen würde. Unter unserem Propeller und Ruder befindet sich zusätzlich noch eine "Stevenhacke" als Schutz nach unten.
Es ist wenig Wind und mit der Kraft des Motors fahren wir dann durch den puren Schlamm, bedeckt mit etwas Wasser. Christoph geht bei der ersten Gelegenheit an Land und drückt den Bug herum. So kommen wir Meter für Meter an unseren Liegeplatz. Das Schlauchboot kommt noch an seinen Platz am Heck, dann ist Schluss für heute. Morgen wollen wir wieder die Rückreise antreten ...
Mittwoch, 14.09.16: Wege aus dem Schlick und lange segeln ...
05:30 Uhr, Wind SW 3-4, klar, 1015 hPa, 17°C: Es wird Zeit. Die aufkommende Flut lässt heute nur ein kurzes Frühstück zu. Wir wollen nun die Rückreise antreten und am Abend wieder auf der Insel Borkum sein.
Die Bordroutine läuft an: Check der Maschine, Schließen der nicht benötigten Seeventile und Abstellen der nicht benötigten elektrischen Verbraucher. Kurz vor 07:00 Uhr sind wir seeklar. Das Wetter verspricht angenehm zu bleiben.
Christoph will heute erst später den Hafen verlassen und über das Watt versuchen, zur Ems zu kommen. Unser Weg führt dagegen außen über die Nordsee an den Inseln entlang in WSW´licher Richtung. Wir wollen so lange wie möglich segeln ...
Um 07:00 Uhr schwimmt die pacifico gerade so, sie bewegt sich im Wasser. Es wird Zeit, denn die volle Flut lässt nicht mehr lange auf sich warten. Bis dahin sollten wir den Wattbereich nördlich der Insel verlassen.
Um 07:15 Uhr legen wir ab: Christoph und Lotte helfen beim Loswerfen der Leinen. Mit ganz langsamer Fahrt passieren wir die anderen Boote, auf denen noch geschlafen wird. Dabei wirbelt unsere Schiffsschraube am Heck jede Menge Schlamm auf, es ist noch nicht viel Wasser unter dem Kiel. Doch schließlich lassen wir die Hafeneinfahrt von Langeoog hinter uns ...
Unsere Fahrt durch das Fahrwasser nach Norden wird von einem herrlichen Sonnenaufgang begleitet. Überall ist genug Wasser zum Fahren. Um 08:00 Uhr passieren wir die Fahrwassertonne A12 und um 08:55 Uhr haben wir die Ansteuerungstonne auf der Nordsee erreicht.
Bei etwa einem Meter Seegang drehen wir pacifico in den Wind, um beim Setzen der Segel keinen Druck auf diese zu bekommen. Unter Winddruck lassen sich die Segel nämlich wegen der hohen Reibung der Mastrutscher in der Mastnut nicht setzen. Jürgen bleibt am Steuer und Simone setzt um 10:30 Uhr auf Position 53°45,1´N 007°17,1´E die Segel: Die Seereise beginnt. Loona weiß wieder nicht genau, ob sie Angst haben muss oder ob Aufregung und Neugier nicht doch besser sind ...
Leider bringt mal wieder der Wind unsere Planung durcheinander: Er dreht und kommt jetzt genau von hinten. Die Segel bleiben oben, doch wollen sie mal zur einen Seite und mal zur anderen Seite. Wir fahren die Segel mittschiffs. Das ist weniger gefährlich, als mit schlagenden Bäumen. Leider kostet das auch Geschwindigkeit, wir werden zu langsam.
Um 12:00 Uhr passieren wir die Dovetieftonne von Norderney. Der Wind weht sehr unregelmäßig, manchmal kommen sogar kurze Strecken ohne Wind. Dann sind wir Spielzeug für die laufende 1,5 m hohe Dünung aus nordnordöstlicher Richtung. Es hilft nichts, der Motor muss langsam mitschieben ...
Um 13:45 Uhr haben wir die Insel Juist passiert: Der Wind hat wieder zugelegt auf ENE 4. Kurz vor 15:00 Uhr nehmen wir den Besan weg und das Boot liegt mit dem laufenden Motor etwas stabiler in der anrollenden Hecksee. Um 14:55 Uhr erreichen wir die Tonne Osterems, nun können wir einen südwestlichen Kurs fahren. Der Wind hat auf NE 4-5 zugelegt, dazu ist es etwas dunstig geworden. Schmetterlingssegeln ist angesagt: Dazu werden Fock und Großsegel jeweils zu einer Seite verstellt. Nun hat jede Seite eine Segelfläche zur Verfügung und der Wind von hinten kann gut schieben. Bald segeln wir durch das bereits bei unseren vorherigen Touren erwähnte Riffgat, die nördliche Ansteuerung der Ems.
Um 16:40 Uhr erreichen wir die Tonne 11 des Emsfahrwassers. Auf dem nun östlichen Kurs können wir doch noch etwas mehr als eine Stunde "normal" segeln.
Borkum ist in Sicht: Bald segeln wir bei guter Sicht einen südöstlichen Kurs entlang der Südküste der Insel. Erst lässt uns noch die über das Hohe Riff ankommende Dünung aus Nordost schaukeln, im Schutz der Insel lässt das allerdings bald nach. Loona merkt, dass es wieder in einen Hafen geht: Die Neugier überwiegt.
Um 17:30 Uhr passieren wir die Emstonne 15 und verlassen das Fahrwasser. Die Segel kommen weg, dieses Mal ist Jürgen dran sie zu bergen. 18:10 Uhr: Nur noch unter Motor laufen wir nach 56,9 sm in die Fischerbalje ein, der Zufahrt zum Borkumer Hafen. Beim Festmachen hilft hier sofort wieder die hilfsbereite Hafenmeisterin, als sie die pacifico erkennt. So kommen wir auch bei dem herrschenden ablandigen Wind gut an die Pier ...
Um 18:40 Uhr sind wir dann wieder fest an der Brücke V Westseite, alle heil angekommen. Loona kann nun endlich, nach der Begrüßung durch die Hafenmeisterin, wieder normal atmen und fressen. Dazu gibt es vorher noch Jagen auf einer echten und großen Wiese. Wir werden hier nur bis morgen früh bleiben. Dann wollen wir mit der auflaufenden Tide weiter nach Emden. 22:00 Uhr klar, etwas Dunst, 18°C, herrliches Mondlicht.
© 2016 Jürgen Sattler