Willkommen auf Borkum - Kommt er oder nicht, der Bus - Loona auf See, ohne Boot
Es ist 8 Uhr am Morgen: Ein hoher Luftdruck, der schöneres Wetter ankündigen würde, ist nicht in Sicht. Der Himmel ist zur Hälfte bedeckt und der Wind bläst aus Süd mit fast 5 Windstärken. Wir gönnen uns ein schönes Frühstück, nachdem die blöde Kurtaxe für heute beglichen ist. Die Stadt Borkum ist gar nicht so dumm, bemerkt Jürgen nach kurzem Überlegen. Bevor das Geld in den Umlauf der Insel geht, wird es als Taxe gleich an die Stadt selbst abgeführt. Das erspart den Umweg über die Geschäfte.
Wir gehen alle zur Bushaltestelle hier im Hafen ganz in der Nähe des ehemaligen Feuerschiffes, das hier nun touristischen Zwecken dient. Das Busnetz ist gut ausgebaut: Es sollte also keine Probleme bereiten, vom Hafen in die etwa 6 Km entfernte Stadt und zurück zu gelangen. Um 10:29 Uhr soll also hier ein Bus kommen, der Himmel zieht sich inzwischen zu. Der Bus sieht den Fahrplan anders: Er kommt ganze 15 Minuten später. Entsprechend ist dann der Fahrstil in die Stadt, er hat durchaus südeuropäische Züge. Wir müssen Loona im Bus extra sichern.
Am Busbahnhof der Stadt angekommen, geht es zum Kleinbahnbahnhof und weiter zum Nordstrand. Das sind alles kurze Wege und gut zu laufen. Bonni ist, wie immer, barfuß unterwegs. Im Laufe der schuhlosen Jahre hat sie allerdings einen hervorragenden Blick für Objekte entwickelt, die ihren Füßen gefährlich werden könnten. An der Uferpromenade des Nordstrandes entlang laufen wir weiter östlich zum Hundestrand. Vorher dürfen wir mit Loona nicht zum Wasser abbiegen, sie muss hier sogar an die Leine ...
Die Uferpromenade des Nordstrandes ist ganz auf diejenigen Besucher ausgerichtet, die noch Geld nach Zahlung der Kurtaxe haben und nicht wissen, was sie damit machen sollen. Das Preisniveau ist allerdings für eine Urlauberinsel der Nordsee angenehm normal. Es gibt Preise, die dem Festland sehr ähnlich sind. Ausgenommen davon sind natürlich alle nicht essbaren Dinge. Auf den Strand und die Strandkörbe wird peinlichst geachtet. Man könnte sich ja als Ortsfremder, vielleicht sogar mit einem Hund, in einen falschen Strandbereich "verlaufen". Am besten gar nicht erst versuchen! Für das leibliche Wohl ist bestens gesorgt, auch die Auswahl der Strandbuden ist ansprechend für jung und alt.
Der Hundestrand ist erreicht: Loona wird zu ihrer Freude die Leine los. Gleich posiert sie vor "ihrem" Schild "Hundestrand". Dann gibt sie erst einmal wieder Vollgas. Doch der weiche Sand schluckt auch viel von ihrer Laufenergie. Der Hundestrand wird von ihr begrüßt - mit einem Haufen. Hier darf ich sein! Viele Kumpels und warmer heller Sand ...
Dann geht es gleich runter zum Ufer und ab ins Meer: Nur erst einmal mit den Pfoten, denn das Wasser lebt. Da laufen andere Tiere herum. Mit Scheren! Wir animieren sie, doch den Kampf mit den Naturgewalten aufzunehmen. Schließlich wird sogar ihr Bauch nass! Außerdem riecht das so interessant aus Richtung des Horizonts. Loona streckt ihre Nase so weit es in dieser Brandung geht, zum Horizont: Das sieht vielleicht aus! Für sie sind die kleinen Wellen dann doch höher. Aber sie verliert ihre Angst und ist bald von der herrschenden Brandung umgeben. Ab und zu kommt auch einmal ein anderer Hund vorbei - etwas Abwechslung.
Der Rückweg führt uns in ein kleines Schnellrestaurant: Dort schmeckt alles gar nicht schlecht. Der Bus zurück kommt auch nicht pünktlich, vielleicht sogar auch gar nicht. Nach 30 Minuten Wartezeit gehen wir alle zur Kleinbahn und fahren damit zurück zum Hafen.
Die Borkumer Kleinbahn verkehrt zwischen der Stadt Borkum und dem Fähranleger in der Nähe des Kommunalhafens. Das ist ideal für mit der Fähre anreisende Besucher. Die Bahn richtet sich nach den Ankunfts- und Abfahrtszeiten der Fähren. Der Zug besteht aus liebevoll restaurierten kleinen Eisenbahnwagen einer vergangenen Zeit. Jeder Wagen hat seinen eigenen Namen.
Beim Fahrkartenkauf müssen sich Jürgen und Loona kurz von den Anderen trennen. Das gefällt Loona gar nicht: Mit einem Ruck zieht sie den Kopf aus dem Halsband und jagt den Bahnhof entlang zu den Anderen, bis sie plötzlich merkt, dass Jürgen nun auch weg ist. Sie entscheidet sich dann für den größeren Teil der Gruppe und lässt Jürgen allein Fahrkarten holen. Die Fahrgäste in den wartenden Wagen biegen sich vor Lachen bei dieser Aufführung ...
Den Tag lassen wir an Bord ruhig zu Ende gehen. Auch der Regen kommt am Abend zurück. Wir planen morgen nach Norderney zu versegeln ...
Auf See - Spielball des Windes - Seeluft macht (kleine Hunde) müde
Der Tag beginnt bedeckt mit vielen Regenwolken, alles ist nass. Heute ist der 17. August 2013, draußen sieht es aus, als könnte es gleich wieder regnen. Wir lassen den Tag ruhig angehen: Nach einem guten Frühstück verstauen wir an Bord alles, was fliegen könnte, sollte die pacifico schaukeln.
Die letzten beiden Stunden der ablaufenden Tide wollen wir nutzen, um vor die Inseln zu kommen: Um 11:30 Uhr geht es los. Das Ablegen klappt in bereits gewohnter Perfektion, Loona hat sich an ihre Schwimmweste gewöhnt und liegt ganz ruhig auf ihrem Manöverplatz. So lange beim Manöver alles in Ruhe verläuft, bleibt auch sie ruhig. Dabei entgeht ihr nichts. Alle ihre Sinne sind auf Empfang. Unsere Seekarte ist auf das Schiebeluk geklebt. Nur für den Fall, dass es schaukelt ...
Dann ist das Deck aufgeräumt und die ablaufende Tide bringt uns seewärts: Um 12:00 Uhr passieren wir die Fischerbalje. Wir folgen dem Emsfahrwasser mit einem nordwestlichen Kurs. Zwischen den Tonnen 16 und 14 setzen wir Fock und Besan, der Motor hat wieder Pause. Das feuchte Wetter des Morgens hat einer heiteren Wetterlage Platz gemacht.
Inzwischen ist es 13:45 Uhr geworden, wir liegen auf 280° und steuern das Riffgat an. Das rauschende Wasser und das sanfte Schaukeln wirken beruhigend. Auch auf Loona. Nach ein paar Runden an Deck hat sie bald wieder Sehnsucht nach einem Sofa ...
Dann schläft der Wind ein und die Tide wechselt. Kurz vor 14 Uhr sind wir zwischen den Tonnen 11 und 13 angekommen. Es sollte es eigentlich weiter auf See gehen, aber der Wind dreht jetzt hin und her. Von Nord nach West, dann wieder aus Nordwest. Der Wind treibt uns herum, nur nicht in die Richtung, in die wir wollen. Dazu eine nordwestliche Dünung von 1,5 m.
Die Zeit verrinnt, bald sind Wind und Strömung gegen uns. Das einzige, was unter Segel geht, ist emsaufwärts. Wir entschließen uns für das Segeln: Also ändern wir unseren Kurs flussaufwärts. Der Wind dreht auf Stärke 4 aus westlicher Richtung. Das Wetter hat sich erheblich gebessert, Jürgen liegt an Deck und schaut in den Himmel. Loona gleich daneben.
Loona
sitzt auf dem Vordeck und nimmt die korrekte Segelstellung ab wie ein
alter Seebär, Verzeihung Seehund. Sie ist auf alles neugierig, was da
wohl gerade durch ihren Kopf geht? Ein Riesenschauer, aus Westen kommend,
biegt noch rechtzeitig nach Nordosten ab, in Richtung Norderney. Dort
wollten wir eigentlich hin, doch nun werden andere nass ...
Inzwischen ist es 13:25 Uhr geworden: Von hinten kommt der Bagger
Seekrabbe
näher. Er nimmt auf unseren Zustand als Segler keine Rücksicht und uns
die Vorfahrt. In einer Entfernung von etwa 30 m Abstand überholt uns
das Schiff an unserer Steuerbordseite. Der Schiffsführer dort an Bord
winkt uns noch nett zu. Irgendetwas bringt der da mit den Verkehrsregeln
durcheinander. Was er nicht weiß macht ihn nicht heiß. Dafür sind wir
während der Aktion bereit, sofort zu reagieren: Ab und zu noch etwas
die Segelstellung korrigieren. Unsere pacifico segelt sehr
angenehm unter Fock und Besan.
Am Nachmittag zieht ein Riesenschauer aus Westen kommend nördlich an uns vorbei und ebenfalls direkt Richtung Norderney. Da haben wir dann doch auch wieder Glück. Ein nasser Abend auf Norderney bleibt uns nun erspart ...
Bei dem unregelmäßigen Geblase des Windes müssen wir immer wieder an der Segelstellung arbeiten. Harry ist fleißig dabei ...
Wir segeln mit der Tide wieder emsaufwärts. Bis auf den verpassten Schauer bleibt das Wetter gut und bringt uns einen ruhigen und gemütlichen Segeltag. Harry, Bonni und Simone lesen oft in Büchern. Sie werden also mit mehr Wissen heute abend einlaufen als vor der Abfahrt, Seereisen bilden ...
Jürgen steuert ruhig so vor sich hin. Wenn das mal gut geht ... Der Wind frischt noch ein wenig auf West-Nordwest mit Stärke 4 - 5 auf und treibt uns wieder zurück in Richtung Borkum. Wir segeln am Südstrand von Borkum entlang.
Um 15:50 Uhr erreichen wir erneut die Fischerbalje, die Zufahrt nach Borkum. Wir bergen die Segel, Harry übernimmt die Fock, Jürgen den Besan, Simone und Bonni das Steuer. Unter Motor geht es dann zur Fischerbalje, die letzten Seiten im Ostfriesenkrimi werden gelesen.
Bereits um 16:15 Uhr laufen wir wieder in den Borkumer Kommunalhafen ein. Loona reißt es noch vor der Ankunft von den Beinen, kurz darauf ist unser heutiger Segeltag beendet. Die Kurtaxe wartet diesmal vergeblich: Als wir diese am frühen Abend bezahlen wollen, ist der Hafenmeister schon in den Feierabend gegangen.
Gleich nach unserem Festmachen wird der Anleger schnell voller. Andere Yachten finden sich ein, um hier zu übernachten: Viele von ihnen kennen offenbar die Arbeitszeiten des Hafenmeisters genau. Heute ist Samstag und vor Montag 07:00 Uhr ist dieser nicht mehr zu erreichen. Bezahlen geht dann eben nicht, das Leben ist hart ...
Wir machen uns einen gemütlichen Abend: Simone serviert gebratene Spaghetti, auf allgemeinen Wunsch. Bei einem anschließenden Abendspaziergang zur Einfahrt nach Borkum finden wir noch ein paar Austernschalen - sie kommen erst einmal mit an Bord ...
© 2015 Jürgen Sattler