Eine neue Legende unterwegs ...

Dieses schlanke Schiff verfügte über fünf Decks, von denen zwei klimatisiert waren - seinerzeit ein unerhörter Luxus. Für relativ kurze Ausflüge konnte sie um die 4.400 Passagiere beherbergen.

Zwischen 1940 und Anfang der 1970er Jahre war sie ein gewohnter Anblick auf dem Mississippi, in der Regel kreuzte sie Richtung Süden von der Innenstadt von St. Louis aus ein paar Meilen und von dort dann zurück zu ihrem Anleger. Diese Tageskreuzfahrten dauerten normalerweise von 10 Uhr morgens bis 15 Uhr am Nachmittag (Bilder unten).

Bei Abendkreuzfahrten wurde zu Live-Musik in einem riesigen Ballsaal getanzt, der den größten Teil des zweiten sowie dritten Decks im Schiff beanspruchte (unten links). Dieser Bereich war klimatisiert; ein wahrer Genuss in schwülen Sommernächten ...

Das unten rechts zu sehende Oberdeck der ADMIRAL bot den weniger auf Aktivität ausgerichteten Passagieren eine große Fläche mit bequemen Sitzgelegenheiten, von denen aus sie die Küste vorbeigleiten sehen konnten und auch gelegentlich vorbei fahrende Lastkähne und Schlepper. Allerdings war auf der ADMIRAL nicht alles ultramodern: Auf ihrem obersten Deck befand sich auch eine altmodische Flussboot-Dampforgel, die verwendet wurde, um inmitten von Dampfwolken traditionelle Melodien zu schmettern ...

Auf dem Mississippi Tageskreuzfahrt Richtung Süden ...

Im Winter 1973/1974 wurden die originalen Dampfmaschinen der ADMIRAL und ihre Schaufelräder ersetzt durch Dieselmotoren und Schiffsschrauben. Äußerlich blieb ihr Aussehen ansonsten unverändert. Ihre Dampfmaschinen von 1907 wurden dem Verkehrsmuseum von St. Louis gespendet, wo sie weiterhin ausgestellt bleiben.

Unterhaltungskomplex, Kasino und Verschrottung ...

Im Jahr 1979 erklärte die US-Küstenwache die ADMIRAL für nicht mehr seetüchtig. Ihre Eigentümer, die Steckfus Steamers, Inc., sahen sich mit der Notwendigkeit einer umfassenden und teuren Überholung konfrontiert. Trotz anhaltender Beliebtheit von Flusskreuzfahrten beschlossen sie, aus dem Geschäft mit Ausflugskreuzfahrten auszusteigen. Nachdem sie eine gewisse Zeit stillgelegt worden war, wurde die ADMIRAL schließlich 1981 für 600.000 US $ an eine Pittsburgher Firma verkauft, die ankündigte, sie künftig als Frachtkahn zu nutzen. Wie vorherzusehen war, folgten schon bald darauf öffentliche Proteste.

Neuer Unterhaltungskomplex am Ufer von St. Louis ...

Infolgedessen fand sich anschließend in St. Louis eine Gemeinschaft von Geschäftsleuten, Bürgern und städtischen Repräsentanten, die sich zur Aktion "Rettet die ADMIRAL" zusammenschlossen. Das Konsortium mit dem Namen S.S. Admiral Partners kaufte das Schiff für 1,6 Millionen US $ und nahmen in Angriff, was zunächst als Renovierungsprojekt im Umfang von fünf bis sechs Millionen US $ veranschlagt war.

Letztendlich führten diese Tätigkeiten zu Ausgaben zwischen 30 und 36 Millionen US $, darunter mehrere Millionen Steuergelder. Ihre Maschinen wurden entfernt, was das Schiff zu einer nicht motorisierten Barkasse machte. Mitte 1987 wurde es mit großem TamTam als Unterhaltungskomplex am Ufer von St. Louis eröffnet (Bild oben).

Aber bereits Ende 1987 wurde die kostspielig und umfassend renovierte ADMIRAL wieder geschlossen aufgrund zunehmender Betriebsverluste. Danach machte das glücklose Schiff seinem ursprünglichen Namen Ehre: Albatross, einem Symbol für ein schweres Schicksal ...

Verschrottung im Sommer 2001 ... Das Schiff wechselte mehrmals den Besitzer und nachdem im Jahr 1992 nach einem landesweiten Votum in Missouri das Glückspiel auf Flussdampfern genehmigt worden war, wandelte man die ADMIRAL in ein schwimmendes Kasino um.

Neunundfünfzig Spieltische und 1.230 Spielautomaten waren in ihrem Ballsaal installiert. Das oberste Deck war abgeschlossen um mehr Platz für Ausrüstung zu schaffen, die installiert werden musste, um das Kasino vollständig klimatisieren zu können (Bild oben rechts).

Das Wiederaufleben der Popularität des Schiffes ließ allerdings schon bald wieder nach. Innerhalb weniger Jahre trieben es eine Reihe von größeren, moderneren und besser gestalteten schwimmenden Kasinos letztlich in den Konkurs. Verschiedene Maßnahmen, die im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts vorgeschlagen wurden, um es zu retten, scheiterten alle ...

Anfang 2001 wurde ihr Oberdeck entfernt, um ausreichend Freiraum zu schaffen für die Unterquerung einer Brücke, die den Weg versperrte zu einer Verschrottungsstelle in Columbia, Illinois. Im Juli desselben Jahres wurde sie von ihrem Liegeplatz in St. Louis geschleppt, während ihr Hunderte von früheren Passagieren, Spielern und ehemaligen Besatzungsmitgliedern einen traurigen Abschied bereiteten. Am Ende jenes Sommers gab es sie nicht mehr ...

ART DÉCO Ozeandampfer

Paradebeispiel NORMANDIE

Die KALAKALA und die ADMIRAL waren in keiner Weise hochseetaugliche Schiffe, so sehr man vielleicht auch die Fantasie anstrengen möchte. Vielleicht hat jedoch deren Entstehung, vor allem aber sicherlich der Einfluss der Art Déco Zeit zu einer Reihe von in den 1930er Jahren entworfenen Passagierschiffen geführt, die man als "Art Déco Ozeandampfer" klassifizieren kann.

Ein solches Schiff, die NORMANDIE der auch "French Line" genannten Reederei, steht ganz oben auf der Liste solcher Schiffe. Fertiggestellt im Jahr 1935 wurde ihr luxuriöses Innere in Werbeschriften als Kombination von Art Déco und Stromlinien-Moderne bezeichnet.

Ihr Interieur bot großartige Perspektiven (unten links), spektakuläre Eingangsbereiche und weitläufige Treppen.

Nach außen zeigte sie klare, geschwungene Linien und viele betrachteten sie als den schönsten Ozeandampfer, der jemals gebaut wurde. Ihr Anker- und Kettenbereich war unter einem aufgeräumten Vordeck verborgen. Keine unansehnlichen Belüftungsschächte verunzierten die Oberdecks. Stattdessen waren diese geschickt im hinteren Schornstein verborgen, der eine Attrappe war und nicht nur dazu diente, dem Schiff ein ausgeglichenes stromlinienförmiges Äußeres zu geben, sondern der auch zur Unterbringung des Hundezwingers an Bord verwendet wurde.

Andere Ozeandampfer dieser Zeit enthielten oft ebenfalls einige Art Déco Merkmale, aber keine derart extrem ausgeprägten wie die von den Franzosen bei der Planung und Konstruktion der NORMANDIE eingebrachten. Leider wurde ihre Schönheit zerstört, als sie im Hafen von New York Feuer fing und 1942 anschließend kenterte. Der verwüstete Schiffrumpf wurde im Jahr 1946 verschrottet.

Die Zeit, in der ein Schiff existiert, ist oft relativ kurz. Art Déco Schiffe waren da keine Ausnahme, aber sie lieferten ein faszinierendes Kapitel in der Geschichte der Seefahrt ...

Anm. der Red.: Weitere Beiträge von Bill Lee finden sich in unserer Autorenübersicht!

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