3. Hausmesse Aero-Plast
13.05 -15.05.1999
Nach den Erfahrungen vom Vorjahr flattern diesmal die Einladungen zur dritten und fast schon "traditionellen" Hausmesse von Aero-Plast aus den nahen Niederlanden pünktlich ein. In einem Steinbruch soll die Hausmesse diesmal stattfinden, genauer gesagt, in einem stillgelegten Teil der bayerischen Schleifsteinwerke. Das Programm verspricht wieder viel - langweilig wird es keinem werden.
Auf der Anreise machen wir einen Zwischenstop bei Kurt, dem (CB-Funk) "Kranich". Sein PC ist in desolatem Zustand, was sich trotz aller unserer Bemühungen an diesem Tag nicht mehr ändert (in der Woche darauf ist der PC dann wieder fit). Wir werden auf's beste verköstigt - danke Irmi - und fahren Konvoi mit Funk und GPS zum Steinbruch. An der Einfahrt in den Wald steht der Schutzmann, der schon auf der Off-Road-Aktiv zuverlässig seinen Dienst tat, mit einem Hinweisschild: "Bitte zu Fuß weiter". Für uns scheint das nicht zu gelten, winkt uns doch Alfred Schmitz mit großer Geste durch. Rein geht es in den Wald, der Weg ist eng und führt durchs Unterholz.
Jürgen, der "Explorer", schraubt sicherheitshalber alle Antennen ab, was sich als durchaus sinnvoll erweist. Aufgrund der Regentage zuvor wird der Weg zunehmend zur Schlammpiste und nun wissen wir, warum man zuerst alles zu Fuß erkunden soll. Denn nicht jeder Fahrer hört sich gerne das Gekratze des Gestrüpps auf dem Lack an und nicht jeder Fahrer rutscht gerne durch den Schlamm. Irgendwie schaffen es aber alle und wer feststeckt, wird ruckzuck rausgezogen, rausgeschoben, rausgehoben (?) ...
Weiter drinnen im Wald erwartet uns ein riesiges Lager. Da werden Erinnerungen wach vom Wirtshaus im Spessart, vom Lederstrumpf und von den Räuber und Gendarm-Spielen aus längst vergangenen Kindheitstagen. Eine große Plane und der Offroad-Aktiv-"Messe-Fallschirm" sind kunstvoll aufgespannt, auch das Lagerfeuer lodert schon einladend. Auf dem zentralen Platz hat sich Sabines und Charlies Feldküche - kunstvoll getarnt - installiert, die ihren Betrieb am folgenden Tag aufnehmen wird.
Überall zwischen den Büschen lugen Explorer, Savannah, Takla-Makan, Tuareg, Tundra, Hardtops und Zelte heraus. Sogar eine Bimobil-Kabine, die - wie wir nach vielen Messetagen nun wirklich genau wissen - offensichtlich nur mit irrsinnig aufgemotztem Pick-Up zu bewegen ist, findet sich (wieder) ein. Die Besitzer wollen hier "live" sehen und erleben, wie man auch ohne deutsche Wohnzimmer-Seligkeit "Outdoor" überleben kann. Und dazu haben sie hier alle Gelegenheit!
Frank Schmitz übernimmt die Koordination und Einweisung - er hat für uns ein idyllisches Plätzchen in einer Art Kessel aus überwucherten Sandsteinwänden im Angebot. Ein weiterer Pick-Up mit Exploreraufbau, der uns in den Kessel folgen will, bleibt mangels Allradantrieb stecken und gibt auf. So bleibt in den nächsten Tagen genug Platz für das Redaktionsfahrzeug und unser "Räuberlager" mit Plane.
Kurt kommt, um unseren Platz zu begutachten und sieht an einer Sandsteinwand einen Bergegurt hängen. Da hat doch jemand den Bergegurt vergessen - den kann man doch nicht so einfach da hängen lassen - Kurt kann ihn gut gebrauchen und schwuppdiwupp wird der Bergegurt von Gefährtin Irmi fachmännisch geborgen.
Am ersten Abend gibt es ein großes Hallo und Wiedersehen mit all denen, die man schon von früheren Hausmessen, Globetrottertreffen oder als Leser des Explorer Magazins kennt. Alfred bläst zum Auftakt des Grillabends, während Astrid noch schnell die Steaks vorbereitet.
Während des Beisammenseins am Lagerfeuer erklärt Alfred, es gäbe einen Fußgängerparcours durch den Wald und Steinbruch. Da dämmert uns was und wir fragen nach, ob es da auch eine kleine Klettereinlage mit Bergegurt gibt. Klar doch! Schließlich muß man den Messebesuchern was bieten. Und so trottet Kurt mit seinem Fundstück zurück zum Redaktionsfahrzeug und bringt den Bergegurt dahinter wieder an.
Der nächste Morgen beginnt hart - zuviel Freibier - zuviel Lagerfeuerromantik (Anmerkung der Chefredaktion: Wer ist da gemeint?). Doch bei der Feldküche wartet ein deftiges Frühstück mit dampfendem Kaffee auf uns und so kehren die Lebensgeister bald zurück.
Heute ist Rallye-Tag! Ich suche einen Beifahrer und kann Anke gewinnen, die mir bereits durch den Bericht "Winchen durch Rumänien" von einer früheren Hausmesse bekannt ist (das haben wir aber erst später festgestellt). Anke hat 2 Tage zuvor geheiratet, der Ehemann ist auch hier, doch die Rallye kann ihn nicht reizen (braucht er vielleicht eine Erholungspause?). So treten wir als einziges Damenteam an.
Kurt hat für die Rallye Waypoints bestimmt, die wir mittels Notebook schnell erfassen und in das GPS laden. Manche befürchten schon Wettbewerbsverzerrung, aber auf die Waypoints kommt es im weiteren Verlauf eigentlich gar nicht an. Anke kennt noch kein GPS, ist aber schnell hellauf begeistert und wird sich nun wohl auch eines anschaffen.
Die Rallyestrecke ist mal wieder wunderschön, abwechslungs- und lehrreich. Wir haben zusammen einen Heidenspaß beim Suchen, Messen, Zählen und Fragen. Wir können sogar mit unserem GPS ein verirrtes Team auf den rechten Weg bringen.
Zurück im Lager erwarten uns noch Zusatzaufgaben. Feuer machen ohne Papier mit max. 3 Streichhölzern unter den Augen von Oberschiedsrichter Kurt, 3 kg Sand aus "der Welt kleinster Wüste" holen und bei Frank in der Feuerwehr Pyramiden bauen mit 4 Flaschen und 3 Messern.
In der Feldküche ist munteres Treiben zu sehen. Bald schon köchelt ein kräftiges Chili, mit dem sich alle stärken.
Im Anschluß daran wird ein Vortrag gehalten zum Thema "Sicherheit unterwegs". Obwohl eigentlich noch nie ein Aero-Plast-Kunde auf seinen Reisen überfallen wurde, sind wir alle sehr interessiert zu hören, was sich eigentlich zur Abwehr eignet und was nicht. Es werden diverse "Waffen" vorgestellt und ein Probeschießen mit einer "Luftpistole" auf kleine Metallschweinchen angeboten.
Hier wird deutlich, daß ohne ständige Übung so ein Revolver wenig Sinn macht. Da erscheint das einfach zu bedienende Pfefferspray schon wirkungsvoller, zumal man damit im Gegensatz zum CS-Gas auch angreifende Hunde auf Distanz halten und sogar sein Steak würzen kann (?).
Immer wieder kommen Interessenten zum Lager und nehmen teil am bunten Treiben, besichtigen die diversen Aufbauten und Anhänger, schauen zu, wie wir darin hausen, und lassen sich die individuellen Ausstattungs-Highlights erklären.
Schnell vergeht die Zeit und aus dem Feuerwehrauto steigt immer mehr Qualm auf, denn die Auswertung der Rallye erweist sich als aufwendige Rechenaufgabe. Doch bald schreitet Alfred zur Siegerehrung:
Die diesjährige Rallye ist gekennzeichnet durch die Unterschiedlichkeit der Teams:
- Platz 3 ein 4er-Team (inkl. Hund)
- Platz 2 ein Vater-Sohn-Team
- Platz 1 ein Familien-Team.
Wir gratulieren Familie Hartmann recht herzlich zum Sieg und werden das nächste Mal aus dem Mittelfeld heraus angreifen, denn unser Damenteam erreicht Platz 6 mit 66 Punkten. Übrigens - Danke, Anke! (Für die ersten 7 Plätze gibt es eine CD-ROM des Explorermagazins).
Doch die Ehrungen gehen weiter: Kurt wird der Titel "Berge-Kurt ehrenhalber" verliehen und als Auszeichnung bekommt er dazu den "Bergegurt" überreicht. Möge er ihm stets gute Dienste leisten!
Am Abend gibt es wieder Lagerfeuer, Freibier, leisen Gesang mit Gitarrenbegleitung und jede Menge Fachsimpelei. Doch als die Nacht hereinbricht, tritt als nächtliche Sensation der Feuerjongleur und -schlucker auf (Sägewerksbesitzer - was sonst).
Die Show beeindruckt alle sehr und nicht nur die Kinder haben einen Höllenspaß. Vor Nachahmung sei aber gewarnt!
Am nächsten Morgen erwartet uns ein Westernfrühstück und ein Großteil der Gruppe macht sich auf zum Paddelausflug auf der Itz unter fachkundiger Leitung von Astrid Schmitz. Es muß toll gewesen sein, wie uns die Rückkehrer berichten. Ganz abgestimmt auf das gesamte Ambiente handelte es sich sogar zeitweilig um richtiges "Unterholzpaddeln". Statt Paddeln machen wir dagegen einen Ausflug in das weitläufige Gelände des Schleifsteinsteinbruchs.
Nach und nach reisen die Teilnehmer ab. Einer kommt jedoch nicht so schnell weg. Er hat mit seiner Autobatterie die Kühlbox betrieben und nun mag der Motor nicht mehr anspringen.
Mit viel Schwung wird er angeschoben - vergeblich - dafür steht er jetzt mitten in der Sch... (im Matsch). Schnell organisiert Kurt die Starthilfe. Der RAV4 der Berichterstatterin wird herbeigeordert, Jürgen vom Explorermagazin postiert sich mit Kamera, 3 sachkundige Experten öffnen die Motorhauben, verbinden Kabel mit Batterien, rufen den Fahrern Anweisungen zu und (trotzdem?) läuft der Motor wieder. Vielleicht sollte die Kühlbox in Zukunft auf andere Weise betrieben werden ?!
Empfehlenswert erscheint da insbesondere die Lösung, die wir nun schon seit Jahren erfolgreich im Zusammenhang mit unserem Pickup und unserer Explorer-Kabine betreiben: Nämlich der Einsatz von zwei Autobatterien. Hier gibt es zum einen eine echte Starterbatterie, und zwar die im Nissan Pickup, und zum anderen die Versorgungsbatterie in der Kabine, die während der Fahrt über die Lichtmaschine und bei Standzeiten über die Solarzelle auf dem Dach aufgeladen wird.
Ein Trennrelais sorgt dafür, dass hier bei ausgeschalteter Zündung kein Strom von der Starterbatterie abgezweigt wird. Mit dieser Methode kann dann auch selbst bei mehrtägigen Standzeiten eine Kompressorkühlbox im Fahrerhaus durch die hinten in der Kabine befindliche Versorgungsbatterie betrieben werden.
Nur ein harter Kern - wir gehören natürlich dazu - bleibt noch eine letzte Nacht im Lager. Denn wo findet man in Deutschland sonst noch die Möglichkeit, in einem derart schönen Gelände "wild" zu campieren ...
Alles in allem war es wieder eine überaus gelungene Hausmesse, die allen Beteiligten viel Spaß gemacht hat. Sogar das Wetter hat erneut mitgespielt (wie immer von Alfred bestens bestellt - seine Connections nach oben möchten wir haben!) und an die kleinen Nieselschauer können wir uns eigentlich schon gar nicht mehr erinnern.
Danke, Aero-Plast, und - hoffentlich wieder bis zum nächsten Jahr!
(Anm. der Redaktion: Leider gab es kein derartiges Treffen mehr, da die Firma Aero-Plast ihren Geschäftsbetrieb einstellte ...)
© Text/Bilder 1999 S. Zerlauth (Fotos mit Sony Mavica MVC-FD91)