Vom Wohncontainer unter der Plane ...


Vorbemerkung der Redaktion: Wenn man so auf einer litauischen Ostseefähre durch die Gegend schippert, auf einem rund 190 Meter langen Schiff, das nur 11 Passagiere an Bord hat, dann kann es schon einmal passieren, dass sich zu später Stunde ungefähr die Hälfte aller Passagiere irgendwo oben auf einem der leeren Decks einfindet und sich jede Menge Geschichten zu erzählen hat. So geschehen Ende August bei unserer Reise Nordost 2009 an Bord der MS VILNIUS, unterwegs zwischen Sassnitz auf Rügen und dem russischen Baltijsk, einst Pillau, dem Hafen von Kaliningrad.

Treffen an Bord: Auf der MS VILNIUS auf dem Weg nach Russland ...Kennen gelernt haben wir an diesem Abend auf diese Weise Roland Blume, den Gründer der Firma Blume-Baumschulen samt Frau Ingrid sowie seine Begleiter, wie wir ebenfalls auf dem Weg nach Kaliningrad und zur Kurischen Nehrung. 

Es dauerte nicht lange und das Gespräch kam schließlich auch auf Expeditionsfahrzeuge und Wohnkabinen, denn schließlich stellt Roland Blume so etwas selbst her, falls erforderlich.

Und was er uns dann im Anschluss erzählte, hat er uns nach Reiseende auch noch per Mail übermittelt und mit etlichen Bildern angereichert, die mehr als deutlich veranschaulichen, was man sich unter seinem "Wohncontainer" vorzustellen hat, der - man glaubt es kaum - u.a. mit völlig normalen Fenstern ausgestattet ist.

Diese Alternative zu einer herkömmlichen Wohnkabine ist sicherlich etwas für Besitzer von LKWs, die ihr Fahrzeug vielseitiger nutzen möchten. Ein wenig erinnert das Konzept damit an die "Wohnkiste" an Bord, die - wie von uns seinerzeit berichtet - einst mit der VarioBoxx von der Seitz Systems GmbH angeboten und später wieder eingestellt wurde.

Bei der damaligen Produktidee sollten Kastenwagen und Busse multifunktional einsetzbar gemacht werden durch "Campingkisten". Diese ermöglichten als Ladung an Bord eine wesentlich erweiterte Freizeitnutzung von Fahrzeugen, die wohl überwiegend als Firmenfahrzeuge eingesetzt wurden. In gewisser Weise ähnlich also auch der Nutzung von Pickups als Trägern herkömmlicher Wohnkabinen, die allerdings individueller auf die jeweiligen Basisfahrzeuge ausgerichtet sind als die "Campingkisten".

Indem Roland Blume diese Idee erneut aufgreift und nun auch für "richtige" LKWs nutzbar macht, findet sich hierdurch vielleicht eine Zielgruppe, die auf ähnliches nur gewartet hat und für vergleichsweise kleines Geld ihr Fahrzeug wesentlich umfassender einsetzen kann, nämlich auch für private Freizeitreisen. Dass Roland Blumes "Wohnmobil" dazu auch noch völlig unauffällig unterwegs sein kann, so lange die LKW-Plane während der Fahrt die "Wohnkiste" darunter verbirgt, sollte man als willkommenen Zusatzeffekt werten, der je nach Reiseziel und -zweck besonders wertvoll sein kann.

Wer sich also für eine ähnliche Lösung wie die von Roland Blume interessiert, sollte nicht zögern, mit ihm Kontakt aufzunehmen - es könnte die richtige Entscheidung sein!


Wie auf unserer Fähre Vilnius von Sassnitz nach Baltijsk versprochen, im Folgenden einige Fotos unseres Eigenbaus, der auf einem LKW Mercedes Sprinter zum Einsatz kommt: Ein Wohncontainer mit einer Breite von 2,10 m, einer Länge von 4,20 m sowie einer Höhe von 1,90 m.Unauffälliges Wohnmobil: Wohncontainer unter der Plane ...

Der Sprinter hat 4,6 to zulässiges Gesamtgewicht und eine Zuladung von über 2 to. Da unser Container nur rund 1 to wiegt, haben wir also genug Spielraum zur Zuladung für Verpflegung, Fahrräder etc. Mit Hilfe unseres Gabelstaplers oder Traktors ist die "Wohnkiste" überall gut auf- bzw. abzuladen.

Die Wände des Containers sind 10 cm dick und auf beiden Seiten mit Blechen versehen, die aus dem Kühlhausbau kommen. Sie verfügen über eine hervorragende Isolierung, was sich sowohl im Winter als auch im Sommer bestens bewährt.

Innen haben wir wie auf der Fähre zwei Betten übereinander mit einem Lattenrost eingebaut. In der Mitte befindet sich eine Sitzgruppe für 4 Personen, am Eingang haben wir einen Schrank von Ikea mit 6 Schubladen aufgebaut. Vor dem Eingang, aber noch auf dem LKW, ist unser Chemie-Klo aufgestellt mit Seeblick oder ähnlich schönen landschaftlichen Aussichten ...

Selbstbau angesagt ... 10 cm dicke Wände ... Gute Isolation und normale Fenster ... Ein Wohnmobil kommt zum Vorschein ...
Kein Problem auf dem Campingplatz Porta Potti mit Seeblick ... Gekocht wird auf der Alu-Seitenplanke ... Drin lässt´s sich gut urlauben ...

Gekocht wird auf der Seitenplanke aus Aluminium, die 4,20 m lang ist und ebenfalls zur Zubereitung für ein Buffet o.ä. dient. Die Seitenplane des Fahrzeugs kann als Vorzelt genutzt werden, während der Fahrt ist der LKW nicht als Wohnmobil erkennbar, was sicher manchmal von Vorteil sein kann, nicht nur bei Fahrten durch vermeintlich "unsichere" Gegenden ...

Der Bau unseres "Wohnmobils" hat keine 2.000,- EUR gekostet einschließlich Schrank, Betten, Elektrik usw. Die Bauzeit liegt bei ca. einer Woche. Allerdings haben wir derzeit noch keine Firma für die Produktion gegründet.

Eigentlich sind wir keine Camping-Urlauber und deshalb war es mir auch zu riskant, so ein teures Wohnmobil zu kaufen, das anschließend vielleicht nur wenig genutzt würde. Bei uns nun bleibt die "Kiste" so lange stehen, bis wir mal wieder Lust haben, zu verreisen und solange kostet das kein Geld.

Der Urlaub auf einem schönen Campingplatz macht allerdings dann für uns Spaß, wenn wir mit unseren Freunden gemeinsam eine Wagenburg bauen können und dann gemeinsam kochen und per Fahrrad die Umgebung erkunden können. Das kann man vom Hotel nicht so gut und bequem.

Gemütlich: Die Plane dient auch als Markise ...

Platz genug zum Feiern ... Beschauliches "Ferienhaus" am Meer ...

Unsere erste Fahrt ging nach Fehmarn auf einen Campingplatz dicht an der See. Dort bauten wir eine Wagenburg aus drei Fahrzeugen und unser Fahrzeug fungierte dabei als "Mannschaftswagen". Es handelt sich hier um einen sehr schönen Stellplatz kurz vor Puttgarden, der nicht so eng war, wie das auf vielen anderen Plätzen direkt am Wasser so oft der Fall ist. Außerdem war dieser Platz extrem preiswert und mit ganz neuen Sanitäranlagen versehen.

Im Anschluss an unser Treffen "auf See" hatten wir noch einen schönen Urlaub auf der Kurischen Nehrung und dann ging es weiter nach Riga, Vilnius, Nikolaiken, Wolfsschanze, Danzig, Westerplatte, Zopot, Zinnowitz, Schwerin und schließlich wieder nach Hause.

Also für heute alles Gute und schöne Grüße aus der Heide
von Ingrid und Roland Blume


© 2009 Roland Blume, Bild MS VILNIUS: Explorer Magazin