Die Hilux-"Hundehütte"

Auch so kann man es machen ...


Ein Blog-Eintrag ...

Nase voll vom Fünfmann-Zelt ...geschrieben am 24. November 2008 um 19:14 von stephan 

Servus, ich bin der Stephan aus Wernberg in der Oberpfalz, liegt bekanntlich in Bayern, fast an der tschechischen Grenze. Leider komme ich nicht so weit in der Welt rum wie manche von Euch, aber hin und wieder mache ich die Wälder in meiner Umgebung unsicher, da gibt es auch einige schöne Off-Road-Strecken. Meistens bin ich dort mit meinem Lux, der eigentlich ein Taro ist, unterwegs. 

Im Sommer, wenn´s schön heiß ist, kommt dann auch der Mahindra zum Einsatz. An den Wochenenden geht´s oft mit Frau und Kumpels zum Outdoor-Campen. Dort wird dann schön gekocht, entweder im Dutch-Oven (z.B.Pizza) oder in der Eisenpfanne, und gequatscht. 

Ab & zu versuchen wir uns auch im geocachen, sollte jeder, der ein GPS-Gerät sein eigen nennt, mal probieren - macht viel Spaß und man kommt an tolle Orte. Meine Frau nennt noch einen Ssangyong Korando ihr eigen. Mein tägliches Arbeitstier ist ein Taro 4×2.

Gruß Stephan


... und was man sonst dazu noch wissen sollte ...

Nachdem wir erst immer mit einem Dreimann-Iglu-Zelt und später mit einem Schnellaufbau-Fünfmann-Zelt unterwegs waren, hatten wir eines Tages die Nase voll vom 

  • abends Zelt aufbauen
  • alles einräumen
  • morgens alles ausräumen und schließlich wieder
  • Zelt abbauen. 

So sollte es dann erst ein Dachzelt werden, auf einem Gestell auf der Ladefläche montiert. Der Gedanke wurde aber bald verworfen: Denn was tun, wenn es mal regnet oder saukalt ist? Wieder im engen Auto sitzen? Nein! Unser 92er Taro Doppelkabiner sollte einen Alu-Rucksack bekommen. Aber selbst gebaut!

Gerüstbau ... ... auf renovierter Pritsche ...

Die kleinen Kabinen, die es zu kaufen gab, gefielen uns nicht und eine große wollten wir unserem "Dicken" nicht zumuten, mit seinen 80 PS. Also auf dem 2005er Buschtaxi-Treffen noch ein paar Anregungen geholt und dann zur Planungsphase übergegangen. Wobei es eigentlich keinen richtigen Bauplan der Kabine gab: Wir legten nur grob fest, wie es werden sollte und was wir haben wollten ...

Im Januar 2006 ging es dann los: Als erstes flog die hintere Sitzbank heraus. Dort wurde eine große Staubox aus Holz eingebaut, welche die Aufgabe hatte, 2x20 Liter Wasserkanister mit Tauchpumpe und Heizstab, Reservekanister, Werkzeug, Bergematerial, 1x 85Ah Batterie, Stühle, Tisch, Nahrungsmittel und Getränke aufzunehmen, also eigentlich alle schweren Sachen. Die Heckscheibe wurde ebenfalls entfernt, als Notdurchgang und für die Durchführung der Strom- und Wasserleitungen.

Nun wurde die vorhandene Pritsche renoviert, das heißt 1-2 Reparaturbleche eingeschweißt und die komplette Pritsche lackiert. Aber ehrlich gesagt, im nachhinein wäre es besser gewesen, auf einem Flatbed aufzubauen, schon des Platzes wegen. Unter der Pritsche folgte die Montage einer Webasto Thermo Top C, die den Heizungswärmetauscher und den Wärmetauscher für das Waschwasser speisen sollte. Nachdem die Ladefläche soweit war, hieß es noch die Bodenplatte anzupassen und einzubauen und die inneren Seitenteile und Radkästen zu verkleiden.

Hecktüre ... Innen rechts ...

Jetzt konnte es mit dem eigentlichen Wohnaufbau losgehen: Ich besorgte mir einige 40x40x2er Aluvierkantrohre, längte sie ab, schnitt sie auf Gehrung und baute mit nur geklebten und geschraubten Eckverbindern einzelne Rahmenteile, die wiederum miteinander verklebt und verschraubt wurden. Diese Rahmenteile wurden mit 40 mm Styropor isoliert, dann kam die Innenverkleidung darüber. Unterteil und Dachteil wurden mit VA-Scharnieren aus dem Bootsbau verbunden.

Aufgestellt wird das Dach mit Muskelkraft, und gehalten mit einfachen, höhenverstellbaren Alurohren mittig und hinten. Die Kabine liegt nur auf der Bordwand auf ist mit der Ladefläche an sechs Punkten mittels Spannschrauben befestigt und somit "Ladung". Die Außenbeplankung besteht aus 1,5 mm pulverbeschichtetem Alublech: Teuer, aber spart das Lackieren und außerdem mag ich Riffelblech nicht so. Die Beplankung wurde geklebt und genietet (ca.600 St.).

Alkovenverstärkung mit Alu-Regalträgern ...In die Längsträger, die den Alkoven tragen, wurde zur Verstärkung ein 35x35er Rohr eingeschoben und im Jahre 2008 folgte noch eine Verstärkung  mit Alu-Regalträgern. Fenster gibt es keine, weshalb meine Arbeitskollegen als erstes meinten: "Fährst du jetzt Schweinehälften mit deinem Kühlwagen durch die Gegend ..?"

Dieser erste Eindruck hat mir gefallen, schließlich wollte ich ja nicht, dass unser Lux nach Wohnmobil aussieht, sondern eher wie ein Transporter.

Nun kam die Hecktür an die Reihe: Auch da wurden VA-Scharniere verbaut, da läuft wenigstens nach einiger Zeit keine "braune Soße" herunter. Der Schließmechanismus ist ein ganz einfaches Haustürschloss - einfach, aber effektiv. Großartige Dichtungen gibt es an der Hecktür nicht: Die Beplankung deckt die Übergänge ab, Spaltmaß ist nur 1 mm, das funktioniert bis jetzt ganz gut. Die Tür wird von innen mittels eines Schiebers verschlossen. An der Innenverkleidung ist noch ein Klapptisch befestigt sowie zwei Krimskrams-Netze und eine Halterung für die Trittstufe.

Jetzt kam unser "Lux" für eine Woche außer Haus, er bekam die Plane des Klappdaches beim Sattler. Die Plane ist aus Segeltuch, was wir bis jetzt - bis auf den Preis - auch nicht bereut haben. Es ist robust, wasserabweisend und winddicht. Als Schläuche für die Wasserversorgung habe ich 10 mm Heißwasserschlauch aus dem Campingbedarf gewählt. Der Wärmetauscher für das Waschwasser ist eigentlich ein Kraftstoffkühler eines Audi Q7 TDI und der  Heizungswärmetauscher, mit integriertem 2-stufigen Gebläse, stammt aus einem VW Polo I. Alle Anschlüsse, Verbinder und Steckkupplungen für die Wasserleitungen habe ich beim "Drucklufthändler" meines Vertrauens erstanden, der mir da mit Rat und Tat zur Seite stand ...

Die ehemalige hintere Sitzbank hatten wir anfangs als Sitzbank auf der rechten Seite der Kabine eingebaut, was sich aber als Platz raubend und unbequem herausstellte. Statt dessen wurde darauf hin eine flache Kiste eingebaut, in der wir nun noch das 55W Solarpanel und andere Sachen verstauen können. Unter der Sitzkiste werden zwei Aluboxen für Klamotten, eine Küchenbox und das Campingklo verzurrt.

Staukasten links im Fahrerhaus ... ... und Staukasten rechts

Als Bettverlängerung in den Innenraum habe ich 19 mm Massivholzplatten abgelängt, mit Aluprofile noch verstärkt und mittels VA-Scharnieren am Alkoven befestigt. Diese Platten liegen seitlich auf L-förmigen Aluprofilen auf. Zum Aufsteigen ins Bett bleibt uns eine Länge von ca. 50 cm, was uns vollkommen ausreicht. Die Liegefläche beträgt 1,45 m x 2,00 m mit ganz einfachen Schaumstoffmatratzen, die sich bis jetzt gut bewährt haben. Diese werden aber ab 2009 durch eine Klappmatratze von ALDI ersetzt, die aber bis dato noch nicht von uns getestet werden konnte.

Anfang Juli war es dann endlich soweit: Die erste Schlafprobe war fällig. Die musste ich leider alleine durchführen, meine Frau war zu dem Zeitpunkt krank und konnte nicht mit. Was soll ich sagen, ich habe geschlafen wie ein Murmeltier - bestanden und für gut befunden!

Auf der linken Seite kam nun noch eine Ablage mit Spüle, 3x 12V Steckdosen und allerhand Verstaumöglichkeiten für Kisten hinzu. Mittlerweile ist dort auch die Schaltuhr der Standheizung und ein Voltmeter zur Überwachung der Batterie untergebracht. Als Kühlbox haben wir uns für die Waeco CF18 entschieden und sind vollauf zufrieden damit. Sie ist handlich und reicht für uns vollkommen aus. Beim ersten Test musste man die Getränke leider erst wieder auftauen lassen, so gut kühlte die Box ... 

Vorderseite der Staubox im Fahrerhaus ... Heizung mit Ausgleichstank ...

Zwei Osram Dot-it´s und eine 2-stufige Neonlampe am Dach sowie eine Dot-it an der Tür sorgen für Licht in der Kabine. Hinten oben und seitlich links und rechts habe ich noch Kederschienen angebracht, um ein Sonnensegel einzuhängen zu können. An der rechten Seite kann außen an der Kabine zusätzlich auch noch ein Brett für den "Stehimbiss" eingehängt werden, das sich als recht praktisch erwiesen hat. 

Kommen wir dann auch noch zum Gewicht des Ganzen: Komplett leer wog unser Lux 1640 kg. Jetzt mit Kabine, vollgetankt, fertig gepackt und mit meiner Frau und mir kommt er auf etwas über 2,5 t - ungefähr noch in der Nähe des zulässigen Gesamtgewichts ...  

Verbrauchsmäßig liegt das Fahrzeug nun so zwischen 9,5 -10,5 l auf langen Strecken, recht viel weniger wurde auch vorher nicht benötigt. Obwohl an der Hinterachse nur ein normales OME Fahrwerk verbaut ist, war bis jetzt noch kein Einsacken der Blattfedern festzustellen. Spricht vielleicht auch für die Gewichtsverteilung, bei der alles Schwere nach vorn und unten verlagert wurde. Auf schlechten, rutschigen Wegen muss auch nicht mehr gleich der Allradantrieb zugeschaltet werden, das Gewicht der Kabine auf der Hinterachse macht sich positiv bemerkbar. Waren wir anfangs wegen der besseren Verschränkung noch ohne Stabilisator an der Vorderachse unterwegs, so habe ich den Stabi wegen des sicheren Kurvenverhaltens nun doch wieder eingebaut. Obwohl ich finde, dass die Seitenneigung der Starrachse mit Blattfedern vorn nicht so arg ist, als wenn dort eine Einzelradaufhängung verbaut wäre.

Outdoorcamping ... ... in den Wädern der Umgebung ... Wintercamping ... Ein Fahrzeug ist so wintertauglich wie seine Besatzung ...

Fazit: Die gesamten Baukosten einschließlich Standheizung, Kühlbox usw. beliefen sich auf ca. 5.000 Euro. An "Spezialwerkzeugen" habe ich eigentlich nur Kappsäge mit Metallsägeblatt verwendet, dazu noch Stichsäge, Bohrmaschine, Flex, Kartuschenpresse, Nietzange, Oberfräse und diverse andere werkstattübliche Handwerkzeuge. 

Falls ich noch einmal so eine Kabine bauen sollte, würde ich vielleicht einiges anders machen, aber insgesamt bin ich mit der jetzigen doch ganz zufrieden. Sie erfüllt ihren Zweck: Man kann bequem zu zweit darin sitzen und schlafen, das Basisfahrzeug ist noch als Alltagsauto nutzbar (bis auf Tiefgaragen, mit 2,15 m Höhe klappt das nicht so gut) und der Spritverbrauch ist ebenfalls nicht merklich gestiegen - was will man mehr ..?


© 2009 Stephan Schlögel


Nachtrag, Januar ´10: Unterwegs ...

Für alle Leser, die sich dafür interessieren, wie so eine "winterharte" Besatzung mit ihrer "Hundehütte" unterwegs sein kann, ein Bericht von unserem Autor zu einer Herbstreise im bayrisch-österreichischen Grenzgebiet:

Wenn die Heizung versagt: Die mit Spiritus heizten ...