Litauen, 07. - 09.09.04: Abschied ...
Es ist 6:00 Uhr morgens, leise packen wir zusammen. Es geht wieder zurück nach Klaipeda. Rings um uns schlafen alle noch. Ein sonniger Tag beginnt und macht uns den Abschied auch nicht leichter ...
Die Polizeistation liegt verlassen da. So früh am Morgen schlafen die Wegelagerer wohl noch! Die Fähre ist ebenfalls relativ leer: Wir sind viel zu früh unterwegs. Wir nutzen die Zeit, um unseren Pickup noch einmal richtig voll zu tanken - es lebe der Tanktourismus! Am Hafen gibt es eine Bar, im Schatten unter dem Sonnenschirm ließe es sich aushalten, aber wir bekommen nur einen Sonnenplatz.
Die Fahrt zur Fähre über das Gelände ist unübersichtlich, Schilder verwirren mehr als sie helfen. Die Ausreiseformalitäten sind schnell erledigt und schließlich stehen wir auf dem Deck: Die Saison ist zu Ende, nur wenige PKWs fahren mit. Das obere Deck bleibt fast leer. Der Großteil sind LKWs im Bauch der Fähre.
Die Fähre ist eher spartanisch eingerichtet: Es gibt nicht einmal das geliebte Decksbier. Also versorgen wir uns noch aus unserer Kühlbox und sofort werden wir angesprochen, wo es denn diese Leckerei gibt. Leider ist unser Biervorrat sehr reduziert, was könnten wir hier doch für ein Geschäft machen!
Die Fähre legt ab: Zwischen kurischer Nehrung und Klaipeda Hafen schippert die Svealand Richtung Ostsee. Die Ausfahrt ist schier endlos - Kran an Kran, Industrieruinen, Rostkähne und Tanks ziehen an uns vorbei.
Auf der Fähre gilt wieder deutsche Zeit. Als Zahlungsmittel werden nur EUR entgegengenommen. Zu einem abenteuerlichen Kurs werden die restlichen Litas umgetauscht. Die Kantine hat nur kurz geöffnet. Das Abendessen ist gut und das reichhaltige Frühstück am nächsten Morgen sogar im Fährpreis inbegriffen. Die Fähre hat allerdings nur wenig zu bieten für den Zeitvertreib: Für die LKW-Fahrer gibt es einen Fernsehraum, in dem man vor lauter Zigarettenqualm das Programm kaum sehen kann. Ansonsten gibt es eine Bar. Das gezapfte Bier schmeckt nicht: Offensichtlich ist der Umsatz hier so gering, dass es abgestanden schmeckt, vielleicht ist aber auch noch die Zapfanlage defekt. Der geringe Umsatz erklärt sich zum einen mit dem Saisonende, zum anderen bevorzugen Litauer und Russen, die den Großteil der Passagiere ausmachen, härteren Stoff. Ihr teilweise wankender Gang lässt sich mit dem Seegang allein nicht erklären ...
Der Dutyfree-Shop von der Größe eines Kiosk hat nur eine Stunde am Abend geöffnet. Baltische oder russische Produkte, wie z.B. Spirituosen, gibt es nicht. Schade!
Am nächsten Tag wird Kiel pünktlich ereicht. Die deutsche Bürokratie erwartet uns schon gierig: Jeder hatte bereits in Klaipeda einen roten "Laufzettel" erhalten: "Für Deutschland". Wer keinen LKW einführt, muss nur den Namen des Fahrers eintragen. Der Zettel wird bei der Einreise vom BGS abgestempelt. Dann rollt man 40 Meter weiter, dort sammelt der Zoll den Zettel wieder ein. Das Zollbüdchen ist so konstruiert, dass der Zöllner rauskommen muss, um den begehrten Laufzettel zu bekommen, denn der Schalter befindet sich in LKW-Cockpit-Höhe. So lange Arme hat keiner!
Auf unsere Frage, was denn ohne diesen Laufzettel geschehen würde, bekommen wir die Antwort: Dann ist keine Einreise möglich! Als wir starten wollen, kommt schnell noch die Fangfrage, was das denn das für ein interessantes Funkgerät im Cockpit wäre. Da sind wir nun unbehelligt durch das gesamte Baltikum gereist und ausgerechnet hier müssen wir nun einem erklären, dass es sich dabei um ein genehmigungsfreies 40-Kanal CB-Funkgerät handelt mit Zulassungsnummer vom RegTP!
So komplizierte Einreiseformalitäten hatten wir in keinem baltischen Land - Welcome back in Germany!
© 2004-2005 Text/Bilder Sixta Zerlauth