Litauen, 01.09.04: Fahr'n, fahr'n, fahr'n auf der Autobahn ...
Ein lautes Geräusch weckt uns. Wir erkennen es sofort: Ein Heißluftballon wird gefüllt. Und der Blick nach draußen beweist es, tatsächlich, unten im Kessel wird für die holländischen Touristen ein bunter Ballon für die Fahrt über die Seen vorbereitet.
Nach dem Start heißt es zusammenpacken: Heute haben wir ca. 200 Kilometer Autobahn vor uns. Vorher wollen wir aber noch hinein nach Trakai.
In und um die Stadt gibt es nur noch bewachte Parkplätze und selbst für die Dauer eines Fotos wird die Parkgebühr in voller Höhe gefordert. Hier spüren wir erstmals den Tourismus: Busse und Menschengruppen zwängen sich durch die Straßen.
- Warnschilder vor Fußgängern,
- Fußgänger, die tatsächlich die Autobahn überqueren,
- Pilzverkäufer am Autobahnrand,
- Bushaltestellen,
- Tramper,
- in der mittleren Leitplanke Lücken, damit LKWs aus der Gegenrichtung wenden und sich in der Überholspur einfädeln können (!),
- entgegenkommende Traktorfahrer,
- Radfahrer auf dem Seitenstreifen,
- und sicher noch andere Kuriositäten, die wir aber zufällig nicht gesehen haben ...
An den Raststätten tobt das Leben und wenn der Parkplatz nicht ausreicht, dann parkt man halt auf der Autobahn.
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Nahe bei Rietavas verlassen wir die Autobahn und erreichen schon bald den Nationalpark Zemaitija, den jüngsten Nationalpark Litauens, der erst 1991 gegründet wurde. Hier leben noch Wölfe, Fischotter und Biber und einige Arten von Fledermäusen. Am Plateliai See liegt wieder ein idyllischer Campingplatz, an dem wir aus gutem Grund unser Lager aufschlagen wollen. Nein, nicht nur weil man wenige Schritte entfernt ausreichend Pfifferlinge und Steinpilze für das Abendessen finden kann ...
Am Abend kommt ein weiblicher "Warden" vorbei, der die Übernachtungspauschale kassiert. Sie will wissen, wie lange wir bleiben, denn die Saison ist mit dem Schulbeginn am 01.09. eigentlich zu Ende. Wir sagen, dass wir den morgigen Tag und vermutlich noch eine weitere Nacht hier verbringen möchten. Sie will nicht für zwei Nächte kassieren, lieber kommt sie morgen noch einmal vorbei. Wir bekommen einen Beleg, alles hat seine Ordnung. Als sie die gesammelten Pilze sieht, gibt sie noch Tipps, wo man noch mehr davon finden könne. Aber noch mehr brauchen wir wirklich nicht, der Wald sorgt überreichlich für uns. Selten kommen am Abend einige einheimische PKW´s vorbei: Leute steigen aus und verschwinden im Wald, um kurze Zeit später mit gefüllten Pilzkörben wieder abzufahren. Einige machen noch am Seeufer eine Pause, um den Sonnenuntergang zu genießen und ein Lagerfeuer zu entfachen.
Am Abend rufen wir noch unsere Emails ab, denn Litauen unterstützt entgegen zu unseren Erfahrungen in Estland und Lettland den GPRS-Standard. Das macht die Internetverbindung hier einfach und schnell ...
© 2004 Text/Bilder Sixta Zerlauth