Berge in Flammen ...
Was hatten wir beim Achensee Tourismus und auf dem Plakat am Campingplatz gelesen:
"Ab 19.00 Uhr sorgen Harry Prünster und seine Hüttenbuam für Stimmung bei den Hütten neben der Bergstation der Rofanseilbahn (bei jeder Witterung). Die Rofanseilbahn ist von 18.00 bis 19.00 Uhr und für die Talfahrt um 23.00 Uhr in Betrieb. (Eintritt zur Musikveranstaltung frei, Preis für die Berg- und Talfahrt mit der Rofanseilbahn laut Tarif)."
Nun, mit unserer Bahnfahrt und unserer "Seereise" möchten wir es am heutigen Tag der Bergfeuer wirklich nicht bewenden lassen - wieder einmal wollen wir zu diesem Anlass in der Nacht hoch auf dem Berg sein.
Zwar nicht ganz oben, da wo die schroffen Spitzen hoch über dem Ort den Eindruck eines Festungsgemäuers erwecken, aber immerhin doch auf gewisser "halber" Höhe der Bergstation, so wie sie von hier unten aus wirkt. Jedoch ist man auch dort bereits ca. 1.840 m hoch, wie man erkennen kann, wenn man unseren Überblick rechts anklickt - und diese Höhe sollte für heute reichen!
Als wir kurz vor 17:00 Uhr vom Campingplatz aufbrechen in Richtung Talstation der Rofanseilbahn bei Maurach, scheinen wir irgendwie die Länge des Fußweges dorthin unterschätzt zu haben: Die Strecke zieht sich doch erheblich mehr als gedacht ...
Endlich an der Rofan-Seilbahn angekommen, ist die letzte Fahrt des Tages um 17:00 Uhr schon gewesen, wie das einzige Schild an der Bahn deutlich macht. Und die Sonderfahrten? Kein einziger Hinweis zeigt dem Touri heute, dass angeblich etwas Besonderes stattfindet heute Nacht - oder etwa doch nicht ..?
Nach kurzem Klopfen am verschlossenen Schalter der Seilbahn zeigt sich zögerlich ein Gesicht hinter der Gardine: "Von 18:00 bis 19:00 Uhr fährt man wieder" erfahren wir - offenbar sieht man hier nicht die geringste Notwendigkeit, irgendwie auf diesen besonderen Fahrplan hinzuweisen, der offensichtlich nichts für Touristen ist.
Und dieser Eindruck verstärkt sich auch in der nächsten halben Stunde des Wartens auf die Bahn: Nur Einheimische beginnen sich hier an der Talstation zu sammeln, darunter auch zwei Mitglieder der "Hüttenbuam", die später oben für Stimmung sorgen sollen.
Es wird 18:00 Uhr und die Bahn kommt tatsächlich! In wenigen Minuten geht es bergauf, der Achensee unter uns wird kleiner und kleiner und kurz danach stehen wir auf 1.840 m Höhe - ein toller Ausblick auf die Höhenzüge und Almen hinter der Bergstation belohnt bereits für die Fahrt.
Wie unser Sonnenuntergangsrechner für diesen Tag und diesen Ort zeigt, ist Sunset hier gegen 21:13 Uhr, die bürgerliche Dämmerung folgt erst um 21:53 Uhr. Wenig Zeit dann nur für das Geschehen danach: Schon um 22:00 Uhr werden die Bergfeuer und das zugehörige Feuerwerk entzündet, um 23:00 Uhr geht es mit der letzten Bahn wieder talwärts.
Da also noch mehr als zwei Stunden Zeit bis zum Sonnenuntergang sind, wollen wir zunächst auch einmal etwas essen heute und danach noch einen Rundgang in dem reizvollen Gelände hinter der Bergstation machen - also wieder mal volles Programm!
Im "Berggasthof Rofan" werden wir gemeinsam mit den Hausgästen verköstigt, hier draußen auf der Terrasse ist es recht angenehm an diesem lauen Abend und wir haben keine Lust, zur "Erfurter Hütte" zu gehen, um dort à la carte essen zu können.
Wir bereuen unseren Entschluss nicht und als wir ca. eine Stunde später Richtung Hochalm aufbrechen, haben wir ein sehr ordentliches Essen hinter uns - und eine gute Adresse für den heutigen Abend.
Vorbei an letzten Schneefeldern geht es durch ein nun schon recht einsames Gelände, die letzten Wanderer sind uns auf ihrem Rückweg bereits entgegen gekommen. Eine wirklich sehr reizvolle Umgebung empfängt uns und so gehen wir doch noch etwas weiter als ursprünglich geplant. Ein Blick auf den nach wie vor eingesetzten Suunto Vector setzt das Ziel für heute: Exakt auf einer Höhe von 1.900 m drehen wir um und gehen zurück in Richtung Bergstation und Hütten - mittlerweile ist es bereits nach 20:00 Uhr und unverändert angenehm hier draußen an einem der längsten Tage des Jahres ...
Wieder zurück, erweist sich als das größte Problem: In welcher Hütte bekommt man noch einen Sitzplatz und etwas zu trinken? Die "Hüttenbuam" ziehen von Hütte zu Hütte, die "Erfurter" haben sie bereits hinter sich, ebenso das "Almstüberl", nun sind sie im "Rofan" angekommen.
Ein einziger Versuch in der Erfurter Hütte lässt uns wieder fliehen: Es ist heiß, stickig und völlig überfüllt - insgesamt keine Atmosphäre, wo man nach einem angenehmen Bergspaziergang unbedingt einkehren möchte. Auch das Almstüberl wirkt nicht unbedingt einladend, so dass wir erneut den schon bewährten Berggasthof Rofan ansteuern. Hier tobt der Bär bzw. die Musi, aber wir bekommen tatsächlich sogar noch einen freien Tisch und einen guten Zweigelt - und das alles zu einem deutlich günstigeren Preis als dies in der Erfurter Hütte möglich gewesen wäre - was will man mehr ..?
Der Alkoholpegel bei den Gästen nimmt deutlich zu, inzwischen stehen viele bereits auf den Bänken, der ein oder andere hat mittlerweile deutliche Probleme, sich darauf auch senkrecht zu halten. Die Stimmung erreicht kurz vor 22:00 Uhr ihren Höhepunkt, als draußen das erste Feuerwerk über dem Tal davon kündet, dass nun die Zeit der "Berge in Flammen" gekommen ist ...
Während die "Hüttenbuam" sich selbst ein (vor)letztes Ständchen geben, sammeln sich die Gäste draußen, um das Ereignis gebührend zu feiern: Vor der nahen Wand gegenüber der Erfurter Hütte sind viele Feuer entzündet worden und auch weit über das Tal verteilt sieht man auf allen möglichen Gipfeln erste Feuer des heutigen Abends - dazu weiteres Feuerwerk unten am See - insgesamt wirklich ein tolles Schauspiel!
Die letzte Stunde an der Bergstation ist für uns gekommen: Dicht gedrängt stehen die Zuschauer aus mehreren Hütten nun am Rand der Terrassen und der Bergstation und schauen runter ins Tal, auf den Achensee mit seinen Lichterketten und die gegenüberliegenden Berghänge. Mit dem Teleobjektiv lässt sich das Motorschiff "Tirol" heranzoomen, mit dem wir heute bereits gefahren sind und das im Rahmen seiner abendlichen Sonder-Seerundfahrt mittlerweile in Maurach angekommen ist. Nach einer Wende liegt es nun so unten im See, dass die Passagiere seitlich auf die Berge hochschauen können ...
Auch wenn wir darüber nachgedacht hatten, in diesem Jahr die Sommersonnenwend-Schiffstour "Berge in Flammen" mitzumachen, sind wir doch froh, dass wir stattdessen wieder auf den Berg gefahren sind - hier oben vor Ort sind die Bergfeuer doch immer wieder am eindrucksvollsten!
Und so reift schon heute die Entscheidung, auch im nächsten Jahr wieder eine solche Tour zu den "Feuerbergen" nach Österreich zu machen, auch wenn es dann sicherlich wieder an einen anderen Ort gehen wird.
Doch das alles ist ein Fernziel - nun geht es erst einmal wieder ins Tal: Es klappt tatsächlich, sämtliche Fahrgäste in eine einzige Gondel zu pressen - ein Mitglied der "Hüttenbuam" spielt noch auf seinem Instrument dazu, als die Gondel schwankend und mit singenden und deutlich angeheiterten Fahrgästen sicherlich hoffnungslos überfüllt durch die Nacht ins Tal schwebt - schön, dass wir erst morgen wieder zurück müssen ..!
© 2005 J. de Haas