Nach Kühtai!

Der Sonntagmorgen bringt anderes Wetter: Schon in der Nacht hörte man den Regen rauschen und der Blick nach draußen zeigt einen regnerisch verhangenen Himmel - etwa optimale Bedingungen für einen Ausflug zum nur wenige Minuten entfernten "Traumskigebiet Kühtai", wie es die Webseite von Gries nennt?

Nun, nach einem Frühstück in internationaler Umgebung mit russischen, estnischen, norwegischen und holländischen Lauten rundherum geht´s los mit entsprechender Schlechtwetterausrüstung: Es sind nur 13 km, die man die Straße von Gries heraus hinauf fahren muss, bis man im Touristenort Kühtai auf 2.020 m Höhe ankommt, die überall an der Straße stolz angezeigt werden.

Da hatte uns die Webseite des Ortes doch vor allem über Winterfreuden informiert: "In den Stubaier Alpen am Kühtaisattel, zwischen dem Nedertal und dem Sellraintal versteckt sich der höchstgelegene, schneesicherste Wintersportort Österreichs abseits der Gletscher: das Kühtai. Charakterstark. Ursprünglich. Elementar. Dort beginnen Skigenuss und Wandererlebnis auf über 2.020 Höhenmetern. Das Kühtai ist seit 1909 einer der Hotspots des alpinen Wintersports und war Austragungsort der Olympischen Jugend-Winterspiele 2012 und eines alpinen Skiweltcuprennens der Damen 2014."

Willkommen in Kühtai! ;-)) Stolzer Ort auf stolzer Höhe ...
Küh(1)tai ... Küh(2)tai ... Küh(3)tai ... Küh(4)tai ...
Blick auf die Drei-Seen-Bahn ... Am Speichersee Langental
Hier bekommt sogar jeder Camper seine Kühe ... Antreten zum Mittagessen! Tatoos sind auch hier in Mode ...

Im Sommer als Wanderparadies mit kilometerlangen Wanderwegen angepriesen, werden wir wohl auch diese Freuden bei unserem Kurzbesuch hier nicht nutzen. Das Wetter bringt heute endlich angenehme Temperaturen mit sich, als wir direkt zum Speichersee Langental am Ortsende fahren, der zum Kraftwerk Kühtai gehört. Es geht vorbei an unendlichen Mengen unterschiedlichster Kühe, die offensichtlich in einem so benannten Dorf einfach Pflicht sind - nicht nur auf dem Ortsschild! 

Ausflug zur Drei-Seen-Ruhetagshütte ...

Selbstverständlich wollen wir trotz tief hängender Wolken heute auch die Bergbahn Kühtai benutzen, die Drei-Seen-Sesselbahn und damit bei der Gelegenheit auch in der Drei-Seen-Hütte einkehren, die erst vor zwei Tagen wieder eröffnet wurde.

Bei nur "mäßiger" Sicht hinter der vor uns heruntergeklappten Plexiglaskanzel fahren wir schon bald bergan, ein mit unserem Aufenthalt verbundener Gutschein lässt das Ganze sogar kostenlos werden. Auch die Regentropfen auf der Scheibe verbergen nicht, dass wir hier und jetzt wohl die einzigen Fahrgäste weit und breit sind - die Bergstation auf 2.420 m gehört uns!

Der Inhaber des "Sportlerbeins" fragt sich bei der einsamen Fahrt hinauf, wie schnell man wohl nach dem Hochklappen der Kanzel vor der Gondel weglaufen muss, um nicht von dieser von hinten zu Boden geschlagen zu werden - aber wie jeder erfahrene Skifahrer natürlich weiß, verlangsamt die Gondel dabei in der Regel derart, dass wohl selbst auch ein Behinderter noch heil herauskommt. Und so ist es auch hier: Der einzige Mensch weit und breit an der Bergstation ist der dort zuständige Mitarbeiter, der dafür sorgt, dass man keine Probleme mit der deutlich verlangsamten Gondel bekommt ...

Drei-Seen-Bahn Talstation ... Heute mit begrenzter Sicht ...
Einsame Bergstation ... ... und letzte Schneereste Urwüchsige Umgebung ... ... und Seen-Idylle

Wir beginnen den Abstieg von der Bergstation zur Drei-Seen-Hütte und freuen uns schon auf Bier und Suppe in der wiedereröffneten Gastwirtschaft. Die nicht mehr ganz so trainierten Beinmuskeln rund ums Sportlerbein beginnen zwar leicht zu flattern nach einiger Zeit, aber insgesamt geht´s wohl doch schon aufwärts damit - wenn diesmal auch abwärts!

Wir erreichen die Hütte, die irgendwie unbelebt wirkt und umkreisen sie bis zum Eingang, wo es uns unvorbereitet trifft: Das Schild an der Eingangstür, das zwei Tage nach Eröffnung auf einen "Ruhetag" hinweist, der heute wohl aus Wettergründen angeordnet wurde - unser Dank gilt der Gerber-Hotelgruppe, die dieses Lokal bewirtschaftet und die sich auch an der Holzhütte gegenüber in großen Lettern über uns freut: "Schön, dass Sie unsere Gäste sind!"

Die Freude ist ganz auf unserer Seite, doch zum Glück gibt es direkt neben dieser gastfreundlichen Hütte einen Feng-Shui-Punkt, einen "Krone-Kraft-Platz", an dem man auch lautstark bis ins Tal hinein seine ganze hier und heute gewonnene Kraft ablasssen kann ...

3-Seen-Hütte wartet? Leider nicht auf uns! Recht einsamer "Gast" ...
Für SIE vielleicht ... Für UNS ist heute Ruhetag ...
Immerhin freut man sich über uns ... Kraft ablassen angesagt!

Wir machen uns wieder auf den Rückweg, der Mann an der Bergstation wirkt über den Ruhetag der Drei-Seen-Hütte genau so wenig erstaunt wie die Kassiererin unten im Tal, an deren Scheibe auch heute die Einladung in die ab sofort wieder geöffnete Hütte winkt - liegt wohl am Wetter, meint sie zum "überraschenden" Ruhetag ...

Und in der Tat: Im ganzen Ort Kühtai scheint die Devise zu gelten: Regentag ist Ruhetag, denn wir finden schließlich nur im Dorfstadl das ersehnte Bier samt Suppe dazu. Ein wirklich gemütliches Lokal erwartet den Gast, der vielleicht sogar die hier erhältliche "Küuhwée" genießen will - leider schließt es bereits am Nachmittag, so dass man gar nicht erst darüber nachden muss, ob man vielleicht hier heute Abend noch einmal einkehren sollte ...

Passendes Gerät ... ... und natürlich die "Küühwée" dazu

Und so sieht uns der heutige Abend dann schließlich doch wieder in Innsbruck - nicht nur die richtige Garageneinfahrt erwartet uns diesmal dort, sondern neben dem üblichen Trubel auch wieder ein gutes Abendessen - diesmal ruft nach längerer Zeit auch endlich erneut die Ottoburg zum angenehmen Tourabschluss - was will man mehr vor der Rückfahrt am nächsten Morgen ..?


© 2017 J. de Haas