Talwanderungen ...
Der Aufenthalt im Nationalpark Hohe Tauern ist selbstverständlich geprägt von langen Wanderungen in wunderbarer landschaftlicher Umgebung: Als erstes Ziel ist das Dorfertal ausgemacht, das direkt vor der "Haustür" liegt und zu ausgedehnten Ausflügen einlädt: Die Wanderung startet am Taurerwirt und führt von da aus Richtung Norden, wobei wir uns als heutiges Ziel das "Kalser Tauernhaus" vornehmen, das zu Fuß in zwei Stunden erreichbar sein soll und und von wo aus man ggf. auch einen Blick auf den Großglockner hat.
Infotafeln am Wegesrand liefern Informationen zur Historie dieser äußerst reizvollen Gegend: So erfährt man einiges über den Wandel, den der historische Weg durch die Klamm und seine Anwohner seit Anfang des 20. Jahrhunderts erfuhren. Auch die Rettung vom Dorfertal durch Verhinderung des Baus einer Großkraftanlage samt Talsperre durch Bürgerinitiativen und die damit geschriebene Naturschutzgeschichte bis zur Entstehung des Nationalparks Hohentauern in Tirol wird hier thematisiert - eine wirklich interessante Geschichte, die nicht jedem bekannt sein dürfte.
Der abwechslungsreiche Weg durch die Klamm führt auf einem Streckenabschnitt alternativ auch durch einen Tunnel - ein Weg, den wir im Schein von Taschenlampen natürlich nehmen. Hierdurch müssen übrigens auch die Fahrzeuge, die auf dem schmalen Weg durch die Klamm fahren dürfen und für die strenge Regeln gelten bezüglich der Uhrzeiten, in denen die Strecke mangels Ausweichmöglichkeiten jeweils nur in einer bestimmten Richtung befahren werden darf.
Landschaft satt gibt es auf der Strecke für die Wanderer, die hier zwischen Kühen, Almhütten und Infotafeln unterwegs sind und eine erste Rast bereits nach einstündigem Fußmarsch in der Berger Alm machen können. Wir gehen wie geplant weiter bis zum Kalser Tauernhaus, wo recht viel Betrieb herrscht und wir endlich das erste "Ankunftsbier" zur Belohnung bekommen. Vom Großglockner ist offenbar nichts zu sehen, aber irgendwo in der Richtung, wo wir suchend hinschauen, müsste er wohl sein ...
Irgendwann machen wir uns wieder auf den langen Rückweg, der uns nach Stunden wieder zurück ins Camp führt. Ein heftiges Gewitter am Abend darf natürlich nicht fehlen, das mit nahem Blitz und Donner zwischen den umliegenden Bergen natürlich Eindruck auf "Naturburschen" in Pickup-Kabinen macht - und nach Jahrzehnten nun doch zunehmend die Frage aufwirft, wie viel Faraday-Käfig eigentlich eine GFK-Kabine bietet. Ob die Antwort "vermutlich gar keinen" wohl am inzwischen fortgeschrittenen Alter liegt ..?
Der nächste Tag bringt auch wieder eine Wanderung, diesmal in die Gegenrichtung, durch das Kalser Tal: Wir wollen den Hauptort der Gegend aufsuchen und dort mal zur Abwechslung das "Stadtleben" genießen. Der Weg zieht sich, wir kommen durch Großdorf und Unterburg, wo sich zwei Liftanlagen und eine Gondelstation befinden, die auch im Sommerbetrieb läuft, aber für uns heute aus Zeitgründen leider nicht in Frage kommt.
Irgendwann erreichen wir unser Ziel, wobei das letzte Stück des Wegs einen recht mühsamen Aufstieg unten vom Kalser Tal hinauf bis zum Ort für uns bereithält - war so auf der Karte natürlich nicht zu erkennen ...
Der Ort hat eine beeindruckende Webseite, die uns allerdings hier und heute nur wenig weiter hilft: Zwar liegt die Gemeinde mit rund 1.100 Einwohnern recht malerisch in der Umgebung, jedoch ist die einzige Bar, die wir finden, eine für Raucher - ungewohnt eingehüllt in dichte Qualmwolken schmeckt das Bier nicht so richtig. Und das noch weniger, als wir feststellen, dass wir es im Laufe des Nachmittags nun nicht leicht haben werden, wenn wir nicht den ganzen Weg zurück wieder zu Fuß machen wollen, was wir eigentlich nicht vorhatten.
Der letzte Bus bis in den Nähe des Camps, der auch eine verkehrsgünstige Straße benutzt, die für Fußgänger allerdings kaum empfehlenswert ist, fuhr bereits vor 15:00 Uhr und nun geht nichts mehr: Auch das "Almtaxi" ist derzeit sehr weit entfernt unterwegs und wird nicht vor Stunden wieder im Ort sein. Vom Kneipenwirt erhalten wir einen Tipp: Wir sollen doch einmal im benachbarten Gasthof nachfragen.
Dort ist jemand am Tresen auch tatsächlich bereit, uns "privat" bis zum Taurerwirt zu fahren, von wo aus wir nach dem Abendessen wieder zu Fuß zum Camp zurück wollen. Gesagt, getan, der Mann bekommt seinen "Fahrpreis" und wir sparen uns einen Rückweg, der uns heute nicht gefallen hätte - aber nun wissen wir mehr über die Kalser Infrastruktur!
Da wir uns am nächsten Tag bereits auf den Rückweg machen müssen, bleiben etliche Ziele in der Umgebung für uns unerreicht: Zu nennen wäre dabei zum Beispiel ein Besuch im "Lucknerhaus", dem höchstgelegensten Gasthaus am Ende der Kalser Glocknerstraße, das einen "atemberaubenden Ausblick auf den Großglockner" bieten soll - dort hätten wir ihn vermutlich gehabt - aber nun leider versäumt ...
Der lange Rückweg Richtung München ist verkehrstechnisch ätzend wie so oft, aber was soll´s, wir kommen sicher wieder - und das vielleicht sogar bei der Tour, die wir einst planten - siehe oben ..!
© 2019 J. de Haas