Aus einem Guss:Der Dutch Oven im Einsatz
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Schon die amerikanischen Siedler wussten ihn zu schätzen ...
Eigentlich sollte es eine Überraschung werden für unser Autorentreffen, das leider aus einem traurigen Anlass nicht stattfinden konnte: Der amerikanische "Dutch Oven", der in Deutschland bei Venatus zu bekommen ist.
Ein Topf aus Gusseisen, in dem es sich vortrefflich kochen lassen soll, so die Werbeaussagen.
Wir lassen uns von Carsten Bothe bei Venatus beraten, der uns einen 12"-Topf empfiehlt, mit dem man problemlos 14 leere Mägen füllen kann. Wir haben zwar mehr Teilnehmer beim Autorentreffen erwartet, aber für ein Probekochen mit Verkostung erscheint uns die Größe optimal. Mit Deckelheber, Kohlenzange, Kochbuch und Info-CDs bewaffnet, verlegen wir die Versuchsküche auf die Terrasse des Redaktionssitzes.
Die Informationen, die es zum Topf gibt, sind wirklich sehr gut, sehr ausführlich, sehr verständlich. Unser Topf ist bereits mit "Lodge Logic" versehen, einer Fettimprägnierung, durch die der Topf sich leicht reinigen lässt, da nichts anklebt. Im Infomaterial zum Topf ist auch beschrieben, wie man im Do-It-Yourself-Verfahren diese Fettimprägnierung aufbringt.
Da fällt mir doch sofort meine alte heiß geliebte Gusseisenpfanne ein, die eine Reinigungsattacke einer "hilfreichen" Küchenhelferin nicht überstanden hat: Laut Anleitung habe ich sie imprägniert und sie ist wieder wie neu - nichts klebt mehr an!
Groß ist er, schwarz ist er, schwer ist er - der Dutch Oven. Mit 9 kg Gewicht ist er nicht unbedingt für Rucksackreisen geeignet. Aber er ist da ein toller Begleiter, wo man zu mehreren ins Freie geht und Grill, Bierkästen und sonstiges mitschleppt.
Normalerweise sind dabei z.B. Utensilien von Weber Grill dabei, die gewöhnlich unsere Ausstattung bei derartigen Events dominieren: Je nach Veranstaltung können das entweder Holzkohlegrills oder Gasgrills sein samt Zubehör, die auch weniger Bedarfte selbst für den Wintereinsatz per Grillkurs bedienen lernen können - in der Tat für manchen der Beginn einer "glühenden Leidenschaft"! Wenn man das Ganze (wie auch bei verschiedenen unserer Rezepte möglich) noch abrundet mit diversen Barbecue- und Grillsoßen, kann man bereits so schon für beste Stimmung sorgen.
Doch diesmal ist alles anders, denn wir haben nun auch den Dutch Oven dabei: Und der Topf ist ein Multitalent! Der Deckel allein kann umgedreht als Pfanne genutzt werden. Offen dient der Topf als Kochgefäß und verschlossen erfüllt er die Funktion eines Schmortopfes und eines Backofens. Mit seine drei kurzen Beinen lässt er sich gut in die Glut stellen. Ungewöhnlich ist die Art und Weise, ihn zu erhitzen. Natürlich kann man den Topf an einer Kette aufhängen und über einem Feuer kochen, aber das geht ja mit jedem Hordentopf auch. Der Trick beim Dutch Oven liegt darin, dass man glühende Holzkohle sowohl unter den Topf legt als auch auf den Deckel. Dadurch wird Oberhitze erzeugt wie in einem Backofen.
Der Kohlebedarf ist erstaunlich gering: Für eine gute Stunde Schmor-/Backzeit bei ca. 180° C benötigt man nach Daumenregel insgesamt 24 Grillbriketts (das ist Holzkohle in Eiform gepresst und nicht die Grillwurst von Onkel Egon ): 9 davon kommen unter den Topf, 15 auf den Topf. Wer die Temperatur genau regeln will, kann in die mitgelieferte Tabelle schauen und sieht sofort für jede Topfgröße, wie die Befeuerung sein muss.
Wichtig! Wer mit dem Dutch Oven anfängt, sollte Grillbriketts zur Befeuerung nutzen, dann kann nichts mehr schief gehen.
Beim Schmökern im Kochbuch fallen uns sofort die vielen Backrezepte auf. Brotbacken draußen und unterwegs war schon immer eine Leidenschaft: Damit wollen wir beginnen, aber mit unserem eigenen Brotteig. Zum Backen legen wir ein Stück Backpapier unter den Teig auf den Topfboden, damit kann man das fertige Brot einfach aus dem Topf heben. Wir formen zwei Laibe und stellen sie im Topf auf unsere Feuerschale.
Eine Stunde später ist der Topf voll von duftendem Brot. Auf dem rechten Bild sieht man auch den Deckelheber, der es durch einen genialen Hebel ermöglicht, den Deckel vollkommen gerade und ohne Wackeln abzuheben. Dadurch bleiben die Kohlen und auch das Kochgut beim Hebevorgang auf dem Deckel liegen.
Während des Backvorgangs stellen wir ein Ofenthermometer auf den Deckel und das zeigt uns 160°C an. Warum die Hitze ungenutzt lassen? Schnell sind 2 Forellen mit Salbei, Zwiebel und Zitronenscheibe gefüllt. Salz, Pfeffer und Butter dazu, in Alufolie eingepackt landen sie auf dem Deckel. Unter den Topf legen wir kleine Kartoffeln, ebenfalls eingepackt in Folie mit jeweils einem Thymianzweiglein. Fertig ist das Essen und der Rotweinkeller der Redaktion spendiert dazu noch ein passendes Getränk ...
Als Nachtisch kann man übrigens auf den Deckel ungeschälte Bananen legen: Die Restwärme der Kohlen reicht aus, um sie zu schmoren. Bananenschale öffnen, Honig oder Ahornsirup darüber träufeln (es kann auch Rum, Whisky oder Orangenlikör sein) und auslöffeln. Das ist Redaktionsarbeit, wie wir sie lieben!
Als Backofen hat der Topf den Test überstanden! Aber wie wird es, wenn wir darin schmoren? Unsere Wahl fällt auf ein weißes Bohnengericht à la Cassoulet, um nicht das ewig nachgekochte Chili zu bemühen. Das Gericht ist für den Test deshalb so gut geeignet, da wir anbraten müssen und beim anschließenden Schmoren die weißen Bohnen gerne im Topf ansetzen. Außerdem wachsen alle provencalischen Kräuter, die wir dazu benötigen, direkt vor unserer "Versuchsküche".
Speck und Huhn lassen sich schön anbraten: Mit Gemüse, weißen Bohnen und Kräutern lassen wir alles bei geschlossenem Deckel 30 Minuten schmoren. Die Spannung ist groß. Hätten wir Wasser zugeben müssen, damit das Cassoulet nicht zu dick wird oder gar anbrennt? Wie dicht schließt eigentlich der Deckel? Wird das Cassoulet etwa suppig sein, weil das Fleisch verkocht ..?
Als wir den Deckel öffnen, sind wir begeistert: Es riecht vorzüglich und der Deckel hat dafür gesorgt, dass die Konsistenz optimal ist. Nichts hat angesetzt. Das Fleisch ist zart, aber nicht verkocht. Wir legen noch schnell die Würstchen und den Deckel drauf und lassen alles nochmals 5 Minuten zu Ende ziehen.
Wer danach nun Angst hat, dass er im Anschluss wohl eine Ausstattung braucht, die man gewöhnlich im Gastronomiebedarf Shop beschafft, der irrt gewaltig: Was eher eine Großküche an Reparatur, Wartung und Spülmaschinen benötigt, ist für Dutch Oven Benutzer genau so wenig erforderlich wie für die unseres Räucherofens: Geräte aus dem Gastrobedarf sind nicht notwendig, auch keine Spezialkenntnisse im Reinigen von komplizierten Gerätschaften. Der Dutch Oven ist pflegeleicht und überfordert seinen Besitzer in keiner Weise bei der Reinigung.
Auch unsere erste Sorge war, dass sich der Topf nach einigen Kochvorgängen in ein zunehmend rußiges, schwarzes Gebilde verwandeln könnte. Aber die Befürchtung erweist sich als grundlos: Mit warmem Wasser und einem weichen Schwamm lässt sich der Topf innen wie außen genauso leicht wie eine Teflonpfanne reinigen. Ist das Wasser sehr hart (kalkhaltig), kann ein einziger Tropfen Spülmittel helfen. Ansonsten darf der Dutch Oven nicht mit Spüllauge, Scheuermitteln oder säurehaltigen Reinigern behandelt werden. Als einziges "Scheuermittel" ist im Notfall Salz gestattet.
Insgesamt gefällt uns der Dutch Oven wirklich gut (Ich habe mich sogar in ihn verliebt! Anmerkung der Redakteurin). Das Kochbuch, das man dazu kaufen kann, ist hilfreich: Die Rezepte sind lecker und klappen! Der Deckelheber, eine Kohlenzange und gute Kochhandschuhe sind als Mindestzubehör unverzichtbar. Der Deckelständer für die Nutzung des Deckels als Bratpfanne ist sinnvoll. Als gesunde Ergänzung zum Grill hat der Dutch Oven bereits auf unserer Terrasse und bei allen künftigen Outdoorfesten seinen festen Platz gefunden.
Übrigens: Den Dutch Oven gibt es in Größen von 5" für den "Lonesome Wolf" bis zu 16" für Alibabas 40 Räuber.
Wer Appetit bekommen hat, kann gleich das Kesselgulasch von Venatus ausprobieren ..!
1. Nachtrag, Oktober ´05: Und noch ein Gericht ...
Auch in dieser Saison war der Dutch Oven wieder im Einsatz: Neben den wärmenden Suppen und Eintöpfen, die man in diesem Sommer gut vertragen konnte, gab es auch neue Rezepte. Als Bernd Stelter bei "Alfredissimo" seine Hähnchenkeulen mit Rotweinlinsen schmorte, haben wir sofort erkannt: Das ist doch ein ideales Gericht für den Dutch Oven!
Ein wunderschöner lauer Abend kündigte sich an, Berglinsen, Karotten und Huhn waren schnell beschafft, ein kräftiger spanischer Fuente del Ritmo wurde aus dem Weinkeller der Redaktion geholt und schon konnte der "Probekochen-Abend" beginnen. Es gibt doch kaum was gemütlicheres, als einen lauen Sommerabend und einen Dutch Oven, der auf der Feuerstelle daneben leise vor sich hin brodelt ...
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2. Nachtrag, Ostern ´20: Kleine Freuden in schweren Zeiten ...
15 Jahre sind mittlerweile vergangen seit dem letzten Nachtrag zum Dutch Oven, eine wahrhaft lange Zeit!
Damals hätte wohl kaum jemand prophezeit, dass in 15 Jahren eine weltweite Pandemie die Menschen im wahrsten Sinne des Wortes in Atem halten würde. Und durch Ausgangsbeschränkungen dazu zwingen würde, nicht nur die Ostertage zu Hause zuzubringen, um Ansteckungsgefahren und weitere Verbreitung der Virenerkrankung zu reduzieren, die die Lunge befällt.
Umso mehr hat es uns gefreut, auch wieder einmal eine positive Nachricht aus dem Kreise unserer Autoren zu erhalten: Matthias Bernhard hat uns das Bild rechts geschickt und auch sein Verweis auf das Explorer Magazin ist natürlich dabei Grund zur Freude!
"Der Karsamstag steht bei uns ganz im Zeichen des Explorer Magazins, wie das angehängte Bild beweist. Es gibt wieder einmal Weiße Bohnen à la Cassoulet aus dem Dutch Oven !
Viele Grüße
Matthias"
© 2004-2020 Sixta Zerlauth, Bild im Titel: © Venatus Verlags-GmbH