Italien: Cinque Terre 2020

September-Kurzbesuch in Corona-Zeiten ...


Wer gerne nach Italien reist, stößt früher oder später auf das Gebiet der Cinque Terre. Viele Magazine, darunter auch das Explorer Magazin, haben über dieses Gebiet schon berichtet und man kann es mit Sicherheit als einen der "Touristen Hot-Spots" in Italien bezeichnen.

Es steht auf der Liste der UNESCO und umfasst einen kleinen Küstenstreifen im Osten Liguriens zwischen Rapallo und La Spezia. Fünf kleine Fischerorte erstrecken sich an diesem Küstenstreifen, gerade mal 9 km Luftlinie liegen sie auseinander.

Die Orte kleben an der Steilküste oder liegen liegen pittoresk auf Felsrücken über dem Meer. Auf abenteuerlich steil angelegten Terrassen wird Wein angebaut; der Fischfang hingegen ist schon lange keine Einkunftsquelle mehr. Dafür sorgen heutzutage normalerweise die Touristen, die von Frühling bis Herbst die fünf Orte regelrecht bis zur Belastungsgrenze fluten ...

Orte liegen liegen pittoresk auf Felsrücken ... ... oder kleben an der Steilküste ...

Aus diesem Grunde stand bisher Cinque Terre nicht auf unserer Reiseliste, doch in diesem Jahr ist alles anders: Corona ließ uns im Gegensatz zu sonst hoffen, dass zumindest die Besucher aus Übersee und Fernost nun ausbleiben würden. Aber auch mit einem Wohnmobil diese Gegend zu bereisen, schien nicht die beste Idee zu sein in diesen Tagen. Hier ist strenger Naturschutz angesagt, und sich abends abseits in die Büsche zu schlagen, untersagen die Gesetze und auch die steile Topologie der Landschaft bietet auch kaum Gelegenheit dazu.

Wir gesellen uns zu einer Gruppe von Fahrzeugen ...Einzig allein der Ort Monterosso bietet einen Parkplatz am Meer an, der auch über Nacht von Wohnmobilen genutzt werden kann und so starten wir schließlich doch zu einem viertägigen Kurztrip Ende September 2020 in die Cinque Terre.

Die Warnung vor engen Straßen und der Mangel an Parkplätzen ist erst zu nehmen: Wir übersehen den Abzweig nach Monterosso-Fegina und fahren in den zweiten, östlich gelegenen Ortsteil. Ohne Vorwarnung stehen wir an einem Kreisel, der von seinem Radius her Fiat Panda tauglich ist, größere Fahrzeuge dürfen sich allerdings im Rangieren üben. Ein Siebenmeter- Mobil dürfte hier echt an seine Grenzen kommen ...

Alternativ könnte man auch versuchen, im Parkhaus einen Platz zu finden, bei einer Einfahrtshöhe von 1,80 Meter auch kein einfaches Unterfangen mit einem Wohnmobil. Der Parkplatz in Monterosso-Fegina liegt direkt am Meer und ist Ende September zum Glück nicht voll belegt; Corona lässt grüßen ..!

Normalerweise wäre um diese Jahreszeit ein freier Stellplatz die Ausnahme. Obwohl ein Hinweisschild Wohnmobile untersagt, gesellen wir uns zu einer Gruppe von Fahrzeugen, die wohl von den Offiziellen hier geduldet werden.

Monterosso erweist sich als ein guter Ausgangspunkt zum Kennenlernen der Cinque Terre: Von hier aus startet ein Küstenwanderweg, der die nächsten Ortschaften Vernazza und Corniglia verbindet. Zu den weiteren Orten Manarola und Riomaggiore ist der Weg leider seit Jahren unterbrochen.

Blick auf Vernazza (1) Blick auf Vernazza (2)
Touri-Motiv Manarola ... Atemberaubende Ausblicke ... Zwischen Corniglia und Vernazza ...

Da alle Ortschaften an der Bahnstrecke Genua - La Spezia liegen, können wir das Fahrzeug stehen lassen und zu Fuß die Landschaft erkunden, der Rückweg ist per Bahn gesichert. Die Wanderwege sind kostenpflichtig, aber es lohnt sich. Es empfiehlt sich festes Schuhzeug, denn es geht auf schmalen Wegen bis zu 200 m über dem Meer an alten Natursteinmauern und Terrassen entlang. Lange steile Anstiege über alte Treppen wie die  Lardarina von Corniglia sorgen dabei für den Höhenausgleich. Bis zum Bau der Eisenbahn und der Straße waren dies die einzigen Landverbindungen ...

Der Blick in die Landschaft und entlang der Küste ist einzigartig und unvergesslich. Spätestens jetzt erkennt man, warum man hier normalerweise niemals allein ist: In der Hochsaison kann es gut sein, dass der Wanderer vor einzelnen Passagen in der Schlange steht ...

Neben dem obligatorischen Küstenwanderweg empfiehlt sich auch die Küstenstraße in Richtung La Spezia, die die Ortschaften verbindet. In einer Höhe von 400 bis 500 Metern schlängelt sie sich kurvenreich am Hang entlang, Stichstraßen zweigen dabei in die Ortschaften ab. Die Parkmöglichkeiten an den Ortseingängen sind generell sehr begrenzt, die meisten Orte sind gesperrt für auswärtige Fahrzeuge. Somit bietet sich auch hier wieder die Bahn an, wenn man die weiteren, sehr sehenswerten Orte erkunden möchte. Alternativ verbinden auch Ausflugsboote die Orte, soweit es eine Anlegestelle gibt.

Blick in die Landschaft ...  ... und entlang der Küste ist einzigartig ... Man versteht, warum man hier niemals allein wandert ...
Erntehilfe-"Zahnradbahn" ... Gerätschaften der Olivenernte ... Belohnung muss sein: Weine der Cinque Terre ...

Fazit: Die Landschaft ist faszinierend und eine Reise wert. Wer entspannt Cinque Terre erkunden möchte, übernachtet besser in einem der vielen, oftmals schön gelegenen Quartiere und greift auf öffentliche Verkehrsmittel zurück. Ruhe und Einsamkeit findet man höchstens auf Wanderwegen, die abseits des Küstenwegs in die Höhenlagen führen; die Aussicht dort gleicht die Mühen des Aufstiegs mehr als aus ...


© 2020 Hans-Jörg Wiebe


Anm. der Red.: Weitere Beiträge von Hans-Jörg finden sich in unserer Autorenübersicht!