Ein Leben nach dem Leben ...

- Der mal wieder "neue" Campinganhänger  -


Auf ein Neues ...

Literarisch verbrämt könnte man schreiben: Der Zahn der Zeit nagt stets, stetig und unaufhörlich ...

8 Jahre her: Aufwändige Restauration des Vorgängers ...Die Realität zeigt aber schlicht und einfach Rost! Trotz der aufwändigen Restauration vor 8 Jahren frisst sich die braune Pest langsam aber sicher wieder durch. Der Hänger hat halt einen Stahlrahmen mit Holzfüllung und ist inzwischen gute 38 Jahre im Einsatz (Bild rechts).

Da er das ganze Jahr (zwar durch eine Plane geschützt) immer draußen steht, ist das auch wohl kaum zu vermeiden. Auch der Platz im Hänger war inzwischen etwas knapp geworden. Die hochgezogene Augenbraue beim letzten TÜV signalisierte schließlich dann auch sich anbahnende Probleme - spätestens beim nächsten Mal ... Also Zeit zu handeln!

Mein Konzept mit dem verschiebbaren Dachzelt hatte sich vom ersten Tag an bestens bewährt, und so wollte ich die Schienentechnik einfach auf einen "neuen" Hänger transplantieren. Wobei "einfach" natürlich mal wieder nur Wunschdenken war ...

Der Zufallsfund

Ein in der Schweiz lebender guter Freund mit dem ich über meinen maladen Hänger gesprochen hatte, fand dort mehr zufällig einen geeigneten Anhänger, der zum Verkauf stand.

So stand er zum Verkauf: Der Neue ...Laut seiner Aussage war der wie für mich gemacht: Bis auf die Achse und das Zugrohr komplett aus Aluminium, Rost sollte also schon mal kein Problem mehr sein. Nutzlast 900 Kg, gebremst und um einiges länger und breiter. Dazu noch für die ansonsten gewohnt hohen Preise in der Schweiz sehr günstig.

Der Zustand war wie neu, und doch stand er schon einige Jahre eingelagert und geschützt in einer Halle und wurde für den Verkauf sogar noch neu bereift. Auf dem Hängerdeckel war eine Halterung zum Transport eines Kitesurfer-Turnierdrachens montiert, und die aufwändige Konstruktion hatte bislang wohl Interessenten vom Kauf des wahrscheinlich deshalb so günstigen Hängers abgehalten (Bild links) ...

Nach einigem Überlegen und Studium der vielen Bilder, die mir mein Freund geschickt hatte, sagte ich zu und er kaufte den Hänger für mich. Die anschließende Überführung aus dem Nicht-EU Land Schweiz nach Deutschland böte Stoff für eine eigene Geschichte mit der ganzen Zoll- und Verwaltungsgroteske.

Nur soviel dazu, es lohnte bei den da auf mich zu gekommenen weiteren Kosten nur, weil der Hänger beim Kauf wirklich günstig war: Es war einfach nur teuer und nervenaufreibend. Letztlich stand er dann endlich zugelassen und mit frischem TÜV versehen neben dem Vorgänger: Es konnte losgehen.

Vor dem Umbau die Demontage

Zuerst mussten die Halterungen auf dem Deckel abgebaut werden, was sich dann leider doch schwieriger als erwartet zeigte. Neben der Vierfachverschraubung jedes einzelnen Halters waren die Fußplatten auch noch vollflächig auf dem Deckel mit Sikaflex verklebt. Wer das Zeug kennt, weiß, dass man diesen Kleber, einmal abgebunden, kaum noch lösen kann. Selbst das Erhitzen der Platten mit einer Lötlampe machte die Masse kaum elastischer. Mit viel Kraft, einem scharfen Spachtel, einem Stechbeitel und letztlich beherztem Anhebeln ließen sich die Halter endlich lösen, nicht ohne dabei die obere Kunststoffschicht der Deckelplatte samt einigen Millimetern der ersten Holzschicht des Laminats heraus zu reißen ...

Erstmal Dachschaden ... Wieder dicht und fertig zum Neubeschichten

Das sah zuerst natürlich übel aus, war dann aber nicht so tragisch, da der Deckel wie beim Vorgänger wieder eine Beschichtung mit einer geriffelten Gummimatte bekommen sollte. Dazu wurden die Oberflächenschäden mit Polyesterspachtel aufgefüllt, geglättet und geschliffen. Danach war alles bereit für die Neueindeckung (siehe oben).

Stressrisse im Alu ...Etwas zäh gestaltete sich dann auch die Demontage der beiden über die komplette Länge des Hängers verlaufenden Alu Vierkantprofile. Diese waren mit jeweils acht 6 mm Edelstahl Blindnieten am Deckelrahmen befestigt. Da war ein Profi am Werk gewesen, solche Nieten zieht man nicht mit der Handnietzange. Es kostete mich einige Nerven und zwei Bohrer, um diese Nieten auszubohren und auszuschlagen.

Als nächstes demontierte ich das Reserverad und den an die vordere Bordwand leider auch angenieteten Halter. Wie schon früher an meinem alten Hänger hatten auch hier die Vibrationen und das Gewicht des Rades dafür gesorgt, dass sich die Nieten des Halters schon alle gelockert hatten.

Die beiden unteren Bohrungen zeigten auch schon beginnende Ermüdungsrisse im Alublech (Bild rechts).

Warum können die Hersteller im Werk solche Halterungen nicht vernünftig befestigen, mit stabiler Gegenplatte verschrauben usw.? Aber egal, das Ding kam runter, um Platz für die Deichselbox zu schaffen, die ich auch vom alten Hänger übernahm. Ich hatte in der Vergangenheit noch nie einen Reifenschaden am Hänger, eine Dose Reifenpilot zur Sicherheit musste hier reichen ...

Umbauten und Anbauten ...

Anschließend wurden die verbliebenen Löcher im Rahmen mit Blindstopfen verklebt und mit Hilfe eines Freundes dann die Gummimatte vollflächig aufgeklebt. Auch diese Aktion war spannend, wenn man das Ganze blasenfrei hinbekommen wollte. Zwei Quadratmeter mit Kontaktkleber bestrichene Gummimatte können ausgesprochen anhänglich sein.

Nach einer Woche ablüften wurden dann umlaufend alle Ränder mit Silikon abgedichtet und mit einer 15 mm breiten Aluleiste verschraubt. So können die Ränder mit der Zeit nicht hochkommen und es kann auch kein Wasser von der Seite unterkriechen (unten links).

Die Montage von zwei Abstellstützen, die Halterungen für die Tarpstangen, die Kocherhalterung und ein paar Rangiergriffe waren dagegen nur Routine und in kurzer Zeit erledigt. Genau wie die Montage eines zusätzlichen Paares Unterlegkeile und der ansteckbaren Halterung für den Wasserkanister. Um den Radlauf auch als Ablage beim Kochen nutzen zu können, bekamen der Symmetrie geschuldet auch beide Radläufe eine Auflage aus Riffelgummi. Dem Hängerboden innen wurde noch eine passgenaue rutschhemmende dicke Gummiauflage spendiert, die auch Stöße etwas dämpft ... (Bilder unten).

Beschichtet mit 3 mm Vollgummimatte ... Frontanbauten ... Außenküche mit Zweiflammen-Spirtuskocher und fließend Wasser

Nun folgte das wichtigste, die Montage der Schienen: Hier war Umdenken angesagt, weil der Hänger um einiges breiter war als der alte. An diesem waren die Schienen mit Abstandhaltern an den Seitenwänden montiert, das Schiebegestell überspannte den Hängerdeckel komplett und saß rechts und links auf den Schienen auf. Die Schienen ragten zum Zugrohr hin ca. 20 cm über die Länge des Hängerkastens hinaus, und so konnte nach Vorziehen des Zeltes bis zum Endanschlag der Deckel geöffnet werden.

Da ich kein neues Schiebegestell bauen (lassen) wollte, sollte das nun anders gelöst werden: Das Gestell passte durch die größere Breite des Hängers jetzt komplett auf den Deckel, also mussten die Schienen nun folgen. Mir war schon beim Kauf des Hängers bewusst, dass die größere Breite einiges an Umbauten nach sich ziehen würde ...

Es geht voran, die Schienen sind montiert Das Schiebegestell passt, noch fehlen die Frontschienen

Die beiden langen Aluprofile der Drachenhalterung waren mir auch direkt positiv aufgefallen und wurden im Kopf gleich mit verarbeitet: Die konnte ich als Unterbau nutzen, um die Schienen auf dem Deckel zu befestigen. Nach Vermessen der Abstände brauchte ich dann nur die entsprechenden Löcher in das Vierkant Profil bohren und die Edelstahlschienen wurden dann mit je sieben M8 Schrauben befestigt. Die Halterungen samt Schienen wurden nun wiederum mit je acht M6 und zwei M10 Schrauben am Deckelrahmen und der Deckelplatte fixiert. Der Deckel des neuen Hängers wird zu meiner Freude beim Öffnen durch eine starke Gasdruckfeder unterstützt, das zusätzliche Gewicht der Schienen mit dem Unterbau wird dadurch gut kompensiert (Bilder oben). 


© 2015 Bernd van Ooy (Lodjur)